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Forschungsplan, 2MB - Deutsches Archäologisches Institut

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B XI Abteilung Kairo<br />

1 Einzel- und Grundlagenforschung<br />

<strong>Forschungsplan</strong><br />

Seite 377<br />

1) Stadt und Tempel von Elephantine<br />

Die Siedlung auf der Insel Elephantine liegt am nördlichen Rand des Ersten<br />

Kataraktes des Nils. Das Flusstal verengt sich dort auf wenige hundert<br />

Meter. In dieser, erst durch moderne Staudämme beruhigten,<br />

ursprünglich dramatischen landschaftlichen Situation einer Stromschnelle<br />

konzentriert sich die kulturelle Hinterlassenschaft von gut 6000 Jahren.<br />

Der Platz mit der längsten, ungebrochenen Kontinuität in der<br />

Region ist die Insel Elephantine mit dem Siedlungshügel an ihrer Südspitze.<br />

Hier, wie auch in der Umgebung, haben sich die Kulturformationen<br />

der Region aufgrund des ariden Klimas auf das Beste erhalten.<br />

Elephantine und der Erste Katarakt, dessen Geschichte zudem oftmals<br />

auch eine Geschichte der Grenze war, stellen somit eine außergewöhnlich<br />

viel versprechende Landschaft für komplexe, transdisziplinäre und<br />

diachrone Fragestellungen dar.<br />

Die Unternehmung Elephantine, zu der seit dem Beginn 1969 eine Kooperation<br />

mit dem Schweizerischen <strong>Institut</strong> für Ägyptische Bauforschung<br />

und Altertumskunde gehört, hat mittlerweile ein Grundgerüst für die<br />

chronologische Entwicklung und die Hauptstrukturen erarbeitet. Die relativ<br />

kleine Grundfläche von etwa 250 x 200 m erlaubt ein Detailverständnis,<br />

welches an anderen Orten aufgrund von gewaltigen Ausmaßen<br />

(die Hauptstädte des Landes), technischen Problemen (z. B. Grundwasserspiegel)<br />

und der generellen Erhaltungssituation (z. B. moderne Überbauung)<br />

nicht möglich ist. In dem von Werner Kaiser initiierten Projekt<br />

ging es von 1969 an um ein ausgewogenes Verhältnis zwischen der tendenziell<br />

monumental ausgebauten Kulttopographie und den unauffälligeren<br />

Lebensbereichen: Der Siedlung und der Inselnekropole. Das<br />

Ergebnis ist ein Überblick zu fünf Jahrtausenden in allen drei Schwerpunkten.<br />

Die Anfänge auf Elephantine wurden noch von extrem hoch ausfallenden<br />

Flutpegeln bestimmt. Von den konstant hochwasserfreien Anhöhen war<br />

es zunächst der östliche Granitrücken, auf dem sich die Siedlungsaktivität,<br />

Bestattungen und ziemlich bald auch ein spirituelles Zentrum, der<br />

Tempel der Satet, nachweisen ließen. Aufgrund besonders günstiger Gegebenheiten<br />

konnte dieses Heiligtum, welches unmittelbar mit dem<br />

Flutgeschehen verbunden war, von seinen Anfängen um 3300 v. Chr. bis<br />

in die römische Kaiserzeit erforscht werden. Die Zusammenhänge von<br />

Kult und Kultur, Ökonomie und Astronomie/Hydrologie sind hier in exemplarischer<br />

Weise in der Beziehung zwischen Heiligtum und Nilometern<br />

erforscht worden. Weitere höchst interessante Heiligtümer sind die Verehrungsstätten<br />

von Privatpersonen im Siedlungskontext im 3. und 2.<br />

Jt. v. Chr., ein noch immer in der ägyptischen Archäologie nicht adäquat<br />

wahrgenommenes Phänomen.<br />

Parallel hierzu entwickelt sich die Siedlung, ausgehend von einer Station<br />

im späteren 5. Jt. und ersten Hüttenkonstruktionen im 4. Jt., bald zum<br />

Spiegelbild der Ansprüche eines zentralistischen Staatsgebildes, dessen<br />

Interessensphäre den südlich angrenzenden Raum mit zunehmender<br />

Selbstverständlichkeit einschließt. Elephantine wird im Wechselspiel der<br />

Tagespolitik mal Grenzstadt, Vorposten, Stapelplatz und Etappensied-

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