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Forschungsplan, 2MB - Deutsches Archäologisches Institut

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ken, indem sie sich durch Orakel als „Sohn des Amun“ (und damit als<br />

einen von Pharao respektierten „Bruder“) bestätigen ließen. Material<br />

epigraphischer oder archäologischer Natur, das diese Entwicklung genauer<br />

zu verfolgen gestattete, ist am Ammoneion kaum noch zu erwarten.<br />

In nachantiker Zeit wurden die Bauwerke als Steinbruch genutzt<br />

und vielfach bis auf ihre Grundfesten abgetragen. Obwohl sich vereinzelt<br />

noch figurativ bzw. hieroglyphisch verzierte Architekturbruchstücke im<br />

(nachantiken) Schutt auf Aghurmi fanden, war das Dekorationsprogramm<br />

des Orakeltempels allem Anschein nach auf ein Minimum beschränkt.<br />

<strong>Forschungsplan</strong><br />

Seite 421<br />

Statt wie in den benachbarten Oasen durch einem hohen ägyptischen<br />

Verwaltungsbeamten (als Statthalter Pharaohs) wurde Siwa von libyschen<br />

“Granden” geführt, deren politische Unabhängigkeit ihnen seitens<br />

der Griechen die Würde von “Königen” (basileus) verlieh. Baugeschichtliche<br />

Untersuchungen ergaben klare Belege technischer Art, dass die<br />

monumentale, vollständig aus Stein errichtete Akropolis dieser Herrscher<br />

keinesfalls von Ägyptern erbaut wurde. Palast, Brunnenanlage sowie<br />

der sog. Orakeltempel – das bislang älteste, durch zwei Kartuschen<br />

mit dem Namen des Amasis sicher in das 6. Jh. v. Chr. datierte Monument<br />

der Oase – sind das Werk archaisch-griechischer Architekten.<br />

Die Tragweite dieses Befunds für die Forschung ist beachtlich. Abgesehen<br />

davon, dass sich der vergleichsweise sehr gut erhaltene Orakeltempel<br />

damit unter die frühesten Denkmäler griechischer Baukunst reiht,<br />

erstaunt die Tatsache, dass sich ein libyscher Kleinfürst einen Stab griechischer<br />

Fachleute zur „Verschönerung“ seines Burgfelsens leistete, geradeso<br />

wie ein persischer Großkönig (Cyrus der Grosse) für den Bau<br />

seiner neuen Residenz (Passagardae). Dies wirft eine Reihe von Fragen<br />

nach Herkunft und Bezahlung dieser Spezialisten sowie nach den Interessen<br />

auf, die Griechen mit dieser abgeschiedenen Oase überhaupt erst<br />

Kontakt suchen ließen.<br />

Die ägyptische Orakelpraxis mit einem Götterschiff galt Griechen als kurios<br />

und der Ruf, den die <strong>Institut</strong>ion besaß, litt bereits Mitte des<br />

6. Jhs. v. Chr. im Verlauf eines durch Krösus veranlassten und „nicht<br />

bestandenen“ Orakeltest Schaden. Sprüche des Ammon wurden später<br />

als „so gewunden wie die Hörner des Gottes“ verspottet. Pilger kann<br />

man sich ohnehin wohl erst nach Fertigstellung des Tempels sowie (Teilen?)<br />

des dromos als Schauplatz der öffentlichen Orakelprozessionen<br />

vorstellen, so dass die Orakelpraxis kaum der eigentliche Grund für die<br />

Kontaktaufnahme der Griechen mit Siwa war.<br />

In klassischen Quellen (Herodot, Diodor) werden Gespräche zwischen<br />

Kyrenäern und dem Oasenkönig genannt, in deren Verlauf Fragen zu<br />

dessen Kenntnissen bezüglich der Wüste sowie der unbekannten Quellen<br />

des Nil gestellt, und die skopoi genannte Kaste in Siwa erwähnt wurden<br />

(offenkundiger „Späher“, d.h. Spurenleser oder Karawanenführer). Daher<br />

liegt die Vermutung nahe, dass die Oase weniger vom „Tourismus“<br />

an einem klassischen Wallfahrtsort, als vielmehr von wüstendurchquerendem<br />

Handelsverkehr profitierte.<br />

Die vorerst letzte Grabungskampagne im Frühjahr 2009 lieferte u.a.<br />

Bruchstücke griechischer Weiheinschriften, die ursprünglich vielleicht<br />

aus dem dromos-Bereich stammend in Fundamentierungsschichten des<br />

Tempels von Umm Ubayda (4. Jh. v. Chr.; Nektanebos II.) verbaut waren.<br />

Sie nennen neben Besuchern aus Sparta auch solche aus der Kyrenaika<br />

(Bar[ke]; Chersonasion), was bislang nur aus Herodot bekannte

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