Forschungsplan, 2MB - Deutsches Archäologisches Institut

die meisten von ihnen nicht dokumentiert. Lediglich einmal wurde ein
großer Kurgan in der Issyk-Nekropole untersucht, der das Grab eines
Vertreters der sakischen Elite enthielt – den sog. „Goldenen Menschen“.
Die weiteren Versuche, vergleichbare Gräber zu finden, blieben
bisher erfolglos, da sämtliche Kurgan-Nekropolen des
Siebenstromlandes mehrfach beraubt wurden.
Bei unserer Untersuchung der Elite-Kurgangräberfelder wurde festgestellt,
dass alle großen Kurgane um ihre Aufschüttungen herum
Steinkonstruktionen aufweisen, deren Bedeutung jedoch unbekannt
blieb. Bei den meisten Nekropolen ist diese periphere Zone durch jahrelanges
Pflügen zerstört, lediglich bei einem der großen Kurgane
(Höhe 11 m, Durchmesser 113 m) des Žoan Tobe-Gräberfeldes (Gebiet
Almaty) ist sie fast vollständig erhalten. Unsere Grabungskampagne
im Sommer 2008 konnte nachweisen, dass es sich bei den
Steinkonstruktionen um Reste von kleinen Kurganen mit Einzelbestattungen
handelt, die im direkten Zusammenhang mit dem großen
Kurgan stehen.
Außer der Grabung in der Žoan-Tobe-Nekropole wurden archäologische
Feldbegehungen im östlichen Teil des Siebenstromlandes durchgeführt.
Dabei wurde eine große Anzahl von Kurgan-Nekropolen
begutachtet. Von diesen wurde die Elite-Nekropole Assy Zaga für weitere
Forschungen ausgewählt, weil hier die Umgebung der Kurgane
ungestört ist, ebenso wie in Žoan Tobe. Außerdem hat ein Kurgan
dieser Nekropole (H. bis 8 m) keinen Raubtrichter. Die Untersuchung
dieses Kurgans einschließlich seiner Peripherie soll unser Wissen über
die Saken beträchtlich ergänzen.
Ein weiteres aussichtsreiches Objekt befindet sich weiter südlich im
Tjan-Shan-Gebirge: Auf einem großen Plateau (Höhe 1.800 m) in der
Nähe des Dorfes Kegen sind zahlreiche früheisenzeitliche und mittelalterliche
Denkmäler konzentriert. Hier wurde der „Žala Uly-Hort“ gefunden,
der zahlreiche Goldgegenstände enthielt. Einer der großen
Kurgane (Höhe bis 20 m) gehört nicht zu den zahlreichen hier entdeckten
Saken-Gräberfeldern, sondern steht separat. Er unterscheidet
sich von den anderen auch durch seine Konstruktion: Es handelt
sich hierbei um eine Pyramide, die vollständig aus Lehmziegeln mit
(Lehm-)Mörtel gebaut ist. Vergleichbare Denkmäler wurden in Südkasachstan
bisher nicht gefunden.
Die Erforschung eines der Großkurgane auf dem Gräberfeld Assy Zaga
sowie des großen Kurgans beim Dorf Kegen, die für das Jahr 2009
geplant ist, wird die erste Untersuchung von sakischen Denkmälern
eines so hohen sozialen Ranges im Siebenstromland sein. Diese Untersuchung
kann unsere Kenntnisse von sozialer Struktur, materieller
Kultur und religiösen Weltanschauungen der skythisch-sakischen Bevölkerung
der eurasischen Steppen bedeutend erweitern.
Wissenschaftliche Perspektiven
Untersuchungen in den Kurganfeldern dieses Zentrums früher reiternomadischer
Kulturen haben den Nachweis von Baustrukturen
im weiteren Umfeld der Großkurgane erbracht, die in Zusammenhang
mit den Ritualaktivitäten während der Bestattungen stehen.
Die Fortsetzung dieser Untersuchungen verspricht wichtige neue
Erkenntnisse zur sozialen Struktur, materiellen Kultur und religiösen
Weltanschauungen der skythisch-sakischen Bevölkerung der
eurasischen Steppen.
Forschungsplan
Seite 366