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Forschungsplan, 2MB - Deutsches Archäologisches Institut

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c) Kulturtransfer zwischen dem Mittelmeerraum und der Arabischen<br />

Halbinsel<br />

c 1) Jabal al-'Awd, Jemen<br />

Der etwas über 3000 m hohe Fundplatz des Jabal al-'Awd befindet<br />

sich im Verwaltungsdistrikt Ibb südlich des Wadi Bana und südöstlich<br />

der nur etwa 25 km Luftlinie entfernten himyarischen Hauptstadt<br />

Zafar. Im Gegensatz zu anderen Fundorten wurde dieser Platz in<br />

nachantiker Zeit nicht wieder besiedelt.<br />

Raubgrabungen im Jahre 1996 erbrachten Aufsehen erregende Funde<br />

hellenistisch-römischer Stilgebung, die in der Qualität und Quantität<br />

an einem südarabischen Fundplatz bisher noch nicht dokumentiert<br />

werden konnten. Die archäologischen Arbeiten, die die Außenstelle<br />

Sanaa auf Bitten der jemenitischen Antikenbehörde GOAM aufnahm,<br />

waren ursprünglich als reine Notgrabung geplant, wurden aber<br />

schnell zu einem übergreifenden Projekt zur Erforschung des jemenitischen<br />

Hochlandes in frühhimyarischer Zeit (1. Jh. v. Chr. bis<br />

3. Jh. n. Chr.) ausgeweitet.<br />

Das Forschungsprojekt widmet sich mehreren Fragestellungen: der<br />

urbanistischen Untersuchung einer Bergsiedlung im Hochland des Jemen<br />

unter besonderer Berücksichtigung der Infrastruktur, des Wegesystems<br />

und der Versorgung; der Analyse von Fundgruppen zur<br />

Erstellung von Materialsequenzen und Grundlagen einer materialgestützten<br />

Chronologie für die frühhimyarische Zeit; der Erforschung<br />

der weit reichenden interkulturellen Beziehungen und Handelskontakten<br />

Südarabiens in frühhimyarischer Zeit vor allem zum mediterranen<br />

Raum; der Dokumentation, Auswertung und Deutung der intra muros<br />

gelegenen Kollektivbestattungen.<br />

Die Ausgrabungsfunde gelten bereits zum jetzigen Forschungszeitpunkt<br />

als Referenzmaterial für die ersten nachchristlichen Jahrhunderte<br />

im jemenitischen Hochland. Die zahlreichen, teilweise fest<br />

datierten epigraphischen Quellen liefern darüber hinaus wichtige Informationen<br />

zur Geschichte dieser Epoche. Die vielfältigen meist<br />

kostbaren Kunstgegenstände belegen die engen kulturellen Kontakte<br />

zur Mittelmeerwelt. Um eine bessere Eingrenzung der verschiedenen<br />

Stilstufen und ihrer inhaltlichen Bedeutung vornehmen zu können,<br />

sind neben den derzeit laufenden kunsthistorischen Untersuchungen<br />

erstmals für Südarabien Materialanalysen von Bronzen in großem<br />

Umfang geplant. Ausgehend von den zahlreichen Bronzefunden vom<br />

Jabal al-‘Awd sollen die Innovationen in den Produktionsprozessen<br />

aufgezeigt und der Versuch unternommen werden, Herkunftsgebiete<br />

der lokalen oder aber importierten Objekte zu benennen.<br />

Auf dem Jabal al-'Awd wurde zudem eine für den Jemen bisher einzigartige<br />

Bestattungssitte entdeckt: Unter den Fußböden von Wohnräumen<br />

beerdigten die Bewohner ihre Angehörigen kollektiv und<br />

statten sie mit wertvollen Beigaben wie Goldschmuck und Waffen für<br />

das Jenseits aus. Dieses Grabinventar spiegelt ebenfalls auf das deutlichste<br />

die kulturellen Kontakte Südarabiens zur mediterranen Welt<br />

wider.<br />

Wissenschaftliche Perspektiven<br />

Das Vorhaben wird, ausgehend von Provenienzanalysen der u. a.<br />

mediterran beeinflussten Metallobjekte, weitere Aufschlüsse über<br />

die kulturellen Beziehungen zwischen Südarabien und dem Mittelmeerraum<br />

liefern. Die Erforschung der Gräber wird wichtige Infor-<br />

<strong>Forschungsplan</strong><br />

Seite 307

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