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Forschungsplan, 2MB - Deutsches Archäologisches Institut

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der Vierkonchenkirche wurde auch dieser Bereich in die Krypta einbezogen.<br />

Bemerkenswert ist das um einen halbkreisförmigen Platz angelegte<br />

Inkubationszentrum, dessen Sinn wohl darin bestand, allen Unterkunftsräumen<br />

für die Inkubanten etwa den gleichen räumlichen Abstand<br />

von der Krypta mit dem Heiligengrab zu bieten. Die<br />

Inkubationsräume (inkoimeteria) variieren in der Größe. Zwei unterschiedlich<br />

ausgebildete Latrinen lassen auf Inkubanten unterschiedlichen<br />

Geschlechts schließen.<br />

Beachtung verdient ferner der durchaus singuläre, von uns als hospitium<br />

pauperum angesehene große zweiteilige Herbergsbau südlich<br />

des Doppelbades von über 100 m Länge. Die Gäste waren hier nicht<br />

in geschlossenen Räumen untergebracht, sondern nächtigten nach<br />

Geschlechtern getrennt in breiten, zwei räumlich getrennte innere<br />

Höfe umgebenden Portiken, in denen sie wenigstens vor Wind, Sonne<br />

und Regen geschützt waren. Jedem Hof war eine eigene Gemeinschaftslatrine<br />

zugewiesen und die äußeren Eingänge lagen auf verschiedenen<br />

Seiten des Gebäudes.<br />

Von besonderem archäologischen und baugeschichtlichen Interesse<br />

sind einige Beobachtungen an der Bauweise der Gruftkirche, für deren<br />

Marmorausstattung ausschließlich auf wiederverwendetes Material<br />

zurückgegriffen wurde. Da in einem derartigen Fall nicht von<br />

Anfang an bekannt sein konnte, welches Material für die Ausstattung<br />

zur Verfügung stehen würde, musste der tatsächlich zur Ausführung<br />

gelangte Bau notwendigerweise anders ausfallen als nach dem ursprünglichen<br />

Plan vorgesehen war. Der relativ günstige Erhaltungszustand<br />

der Gruftkirche erlaubte es, aus den vorhandenen Indizien und<br />

nachträglichen Umbaumaßnahmen den ursprünglichen Entwurfsplan<br />

wiederzugewinnen.<br />

<strong>Forschungsplan</strong><br />

Seite 424<br />

Wissenschaftliche Perspektiven<br />

Der Platz wurde 1905 von dem Frankfurter Gelehrten<br />

C.M. Kaufmann entdeckt und von ihm teilweise freigelegt. Im Zuge<br />

der Wiederaufnahme der Grabungen durch das DAI seit 1961 wurden<br />

alle von Kaufmann freigelegten Bauten neu untersucht, wobei<br />

zahlreiche Interpretationsfehler korrigiert werden konnten. Weitere<br />

Feldforschungstätigkeit ist noch erforderlich vor allem für die Verbesserung<br />

der Kenntnis der allgemeinen Stadtanlage. Es besteht<br />

die Absicht, zur Abrundung des Verständnisses einige weitere Villenkomplexe<br />

wenigstens so weit freizulegen, dass ihre Grundrissgestalt<br />

als geklärt gelten kann. Abu Mina besitzt im Gegensatz zu<br />

vielen anderen Plätzen in Ägypten eine nicht unbeträchtliche Zahl<br />

von unterschiedlichen und nicht durch spätere Überbauung gestörte<br />

Villen, die auf eine Freilegung harren.<br />

Literatur<br />

Bereits erschienen sind: N. Litinas, Greek ostraca from Abu Mina<br />

(Berlin 2008); P. Grossmann, Abu Mina 1, Die Gruftkirche und<br />

die Gruft (Mainz 1989); P. Grossmann, Abu Mina. II, Das (Mainz<br />

2004): H.-Chr. Noeske, Münzfunde aus Ägypten. I. Die Münzfunde<br />

des ägyptischen Pilgerzentrums Abu Mina und die Vergleichsfunde<br />

aus den Diocesen Aegyptus und Oriens vom 4.-8. Jh. n. Chr. Prolegomena<br />

zu einer Geschichte des spätrömischen Münzumlaufs in<br />

Ägypten und Syrien (Berlin 2000)<br />

Im Druck befinden sich: Kirche und Malereien der von W. Müller-<br />

Wiener entdeckten Akhbariyya-Kirche (H. Witte) (Franz Joseph<br />

Dölger-<strong>Institut</strong>, Bonn)

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