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Forschungsplan, 2MB - Deutsches Archäologisches Institut

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2) Lebenswelten<br />

Die Fragen nach den Lebenswelten ist zunächst auf ganz grundlegender<br />

Basis zu klären: Wer waren die Bewohner der Stadt Elephantine?<br />

Diese Frage der Bevölkerungszusammensetzung in diachroner Sichtweise<br />

ist keineswegs banal und kann noch lange nicht als gelöst angesehen<br />

werden.<br />

Aus der Grabung stammen überdies auch eine große Anzahl von Bestattungen,<br />

die es ermöglicht, den Menschen selbst in die Untersuchung<br />

einzubeziehen. Hier ist die Arbeit vor allem im 3. Jt. v. Chr.<br />

sehr weit gediehen. Aber auch für die spätrömische Zeit liegen Befundgruppen<br />

vor, die sich für einen direkten Vergleich mit anderen<br />

Bestattungen dieser Zeit (z. B. in Dahschur und Buto) anbieten.<br />

Ganze Segmente dieser Lebenswelten gehen älteren feldarchäologischen<br />

Methoden verloren, weil sie sich lediglich flüchtig im Fundgut<br />

materialisieren, nur feinste Spuren hinterlassen. Der Siedlungshügel<br />

von Elephantine eröffnet die Möglichkeit, in einem bisher nicht zum<br />

tragen gekommenen Maße neuere naturwissenschaftliche Ansätze<br />

zum Einsatz zu bringen. Hierfür ist beabsichtigt, in Nachbardisziplinen<br />

mit größeren Erfahrungen in diesem Bereich, wie etwa der europäischen<br />

Prähistorie, Unterstützung und Anregungen zu suchen und diese<br />

an einem möglichst idealen Fallbeispiel zum Einsatz zu bringen.<br />

<strong>Forschungsplan</strong><br />

Seite 380<br />

b 3) Ethnien<br />

Zu den ägyptischen Lebensrealitäten gehört das Nebeneinander verschiedener<br />

Ethnien. Wie die jüngere Ethnicity-Forschung deutlich gemacht<br />

hat, sind die Grenzen fließend in Zeit, Raum und sozialer<br />

Stratifikation. Elephantine ist mit dem 1. Katarakt eine klassische Begegnungsregion<br />

mit einem Neben- und Miteinander von Nubiern,<br />

Ägyptern und West- wie Ostwüstennomaden. Einer z. T. sehr detaillierten<br />

textliche Evidenz steht ein Fundgut gegenüber, das in seiner<br />

diachronen wie territorialen Dimension die Durchlässigkeit wie auch<br />

die Barrieren dieser Beziehung von den Anfängen im 5. Jt. an gestattet.<br />

Ein Seitenzweig dieses Ansatzes soll auch in die Neuzeit führen. Unter<br />

den nubischen Gemeinschaften am 1. Katarakt lebt die Mehrzahl noch<br />

abgeschieden von der ägyptischen Mehrheitskultur. Hier bietet sich<br />

die Möglichkeit, das moderne Zusammenleben zu studieren und<br />

zugleich den sehr eigenen und anderen Vergangenheitsbegriff dieser<br />

Kultur zu fixieren, bevor das Wissen um ihn im modernen Ägypten<br />

verloren geht. Das nubische Dorf auf Elephantine wird somit von der<br />

Unternehmung als jüngste Formation der Siedlungsgeschichte auf<br />

Elephantine betrachtet und mittelfristig in die Untersuchung miteinbezogen.<br />

b 4) Neubewertung<br />

Das Ergebnis dieser Untersuchungen kann sich nicht in einer Katalogsammlung<br />

erschöpfen. Die Unternehmung hat sich zum Ziel gesetzt,<br />

das Fundgut jenseits bisheriger Grenzziehungen einer Neubewertung<br />

zu unterziehen: So zeigt sich in aller Deutlichkeit, dass das polarisierende<br />

Begriffspaar profan/sakral weder dem Befund vor Ort noch antiker<br />

Religionspraxis gerecht wird. Die Anwendung beinhaltet stets die<br />

Gefahr von Zirkelschlüssen und der Bestätigung gefasster Allgemeinplätze.<br />

Es ist daher für substantielle Fortschritte notwendig, den Referenzrahmen<br />

mit Bezug auf die Terminologie und die Materialbasis von

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