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Forschungsplan, 2MB - Deutsches Archäologisches Institut

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pekte der pharaonischen Kultur zu erschließen, keinesfalls erschöpft. Sie<br />

fordern nicht nur als Kerngebiet des Quellenbestands der Disziplinen der<br />

Archäologie in Ägypten sowie als vielfach von Verfall und Zerstörung bedrohte<br />

Denkmäler des kulturellen Erbes kontinuierliche epigraphische, ikonographische<br />

und bauforscherische Arbeit. Im Kontext eines neuen,<br />

traditionell antiquarische Ansätze überwindenden konzeptuellen Zugriffs erschließen<br />

sich auch grundlegend neue Aufgaben.<br />

<strong>Forschungsplan</strong><br />

Seite 73<br />

Zentral für einen solchen neuen Blick ist das Verstehen der Denkmäler als<br />

kommunikative Medien in Diskursen etwa der Ideologie, der sozialen Distinktion<br />

und der Konstitution von Identität. Dieser Ansatz öffnet den Blick<br />

auf die sozialen und politischen Funktionen der Kultstätten jenseits ihrer rituellen<br />

Rolle in den imaginären Konstrukten der pharaonischen Religion.<br />

Morphologische Entwicklungsprozesse und stilistische Differenz werden als<br />

Medialisierungsprozesse wie als Signale von Partizipation und Exklusion sozialer<br />

Gruppen in sozio-politischen Diskursen interpretierbar. Die Werke der<br />

monumentalen Kultur, die pauschal mit relativ kleinen elitären Gruppen<br />

verbunden scheinen, werden in ein breiteres Feld der Erforschung auch der<br />

nicht-monumentalen Anlagen der rituellen Sphäre eingebunden und tragen<br />

damit in unerwartetem Maß zu einer Gesamtschau sozialer Kommunikationsprozesse<br />

bei. Deshalb schließt dieser Ansatz auch die Analyse gestalteter<br />

Räume ein, die nicht primär kultische Funktion mit den in ihnen<br />

angesiedelten ritualisierten Lebensformen beinhalteten.<br />

Damit wird auch eine neue archäologische Herausforderung akut. Die Frage<br />

nach Kommunikation ist immer in der Rekonstruktion kommunikativer Situationen<br />

angesiedelt. Forschungsbedarf besteht hier noch immer in der archäologisch-bauforscherischen<br />

Dokumentation von Bauten und der Analyse<br />

ihrer Form im Spannungsfeld von Planungsabsicht, baulicher Realisation<br />

und späterer Entwicklung. Sie erschöpft sich jedoch nie in der Rekonstruktion<br />

der statischen Schale eines Bauwerks, wie es "ursprünglich" war. Spuren<br />

der Nutzung, der rituellen Akte, des Besuchs, der Transformation, ja der<br />

Zerstörung der Anlagen werden von Faktoren, die ein "reines" Bild stören,<br />

zu den eigentlich zentralen Zielpunkten der archäologischen Recherche. Das<br />

Monument, ganz im Gegensatz zu seiner physischen Statik und zu seinem<br />

monologischen Anspruch, wird zum Knotenpunkt eines dichten Geflechts<br />

vielfältigen sozialen Handelns und komplexer kultureller Aushandlungsprozesse.<br />

Charakteristisch für das Alte Ägypten ist die Fokussierung der Totenkulte<br />

und ihre Aufladung mit sozialer und politischer Semantik. Dadurch wurden<br />

große Nekropolen, gerade solche, die sich um die Grabanlagen von Königen<br />

entwickelten, zu langfristig genutzen heiligen Stätten besonders reicher kultureller<br />

Bedeutung. Mehrere Projekte der Abteilung setzen an solchen<br />

Staatsnekropolen an und tragen Entscheidendes zur Rekonstruktion dieser<br />

zentralen Denkmäler der pharaonischen Kultur bei. Von den prä- und frühdynastischen<br />

Königsgräbern (Abydos, Abydos U), über die Pyramidenanlagen<br />

des Alten und Mittleren Reiches in Dahschur und bis zur Neuformierung<br />

der königlichen Grabarchitektur im Ende der Zweiten Zwischenzeit in der<br />

thebanischen Nekropole (Dra Abu el-Naga / Theben-West) werden Schlüsselperioden<br />

der Bautradition untersucht.

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