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Forschungsplan, 2MB - Deutsches Archäologisches Institut

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sich die bisher großenteils unbekannten Taltempel der Pyramiden und<br />

Siedlungen befinden. Bereits begonnen wurde mit Untersuchungen im<br />

Vorfeld des Tempels am Aufweg zur Knickpyramide. Dieser Tempel hat<br />

eine Sonderstellung inne, denn es handelt sich nicht um einen am<br />

Fruchtlandrand gelegenen Taltempel, wie er in späterer Zeit kanonisch<br />

wird, sondern um einen am Aufweg gelegenen Tempel. Die Untersuchungen<br />

haben das Ziel, den vom Tempel zum Fruchtland führenden<br />

Zugang zu verfolgen und zu prüfen, ob ein bis zum Fruchtlandrand führender<br />

Aufweg und möglicherweise ein Taltempel existieren. Durch<br />

magnetometrische Untersuchungen und Bohrungen ließ sich ein beidseitig<br />

durch Lehmziegelmauern begrenzte Aufweg bisher 140 m nach Osten<br />

verfolgen. Überraschenderweise stellte sich heraus, dass dieser Zuweg<br />

über 6 m hoch mit Sand bedeckt ist, was zeigt, dass die Wüstenlandschaft<br />

in antiker Zeit tiefgreifend anders ausgesehen haben muss, als<br />

sie sich heute darstellt. Mit einer Ausgrabung, die klären soll, wie dieser<br />

Zuweg ausgesehen hat, wurde bereits begonnen. Die enge Zusammenarbeit<br />

mit Geoarchäologen der FU Berlin hat bereits wesentliche Informationen<br />

zur Rekonstruktion der antiken Landschaft erbracht. Es hat<br />

sich z. B. gezeigt, dass der Sandauftrag im Wadi zumindest teilweise<br />

durch Überflutungen hervorgerufen worden ist. Eine naturwissenschaftliche<br />

Datierung des Sandes soll Informationen erbringen, wann der Sandauftrag<br />

passiert ist. Detaillierte Untersuchungen sollen Aufschluss<br />

darüber geben, wo und inwieweit der Mensch, z.B. durch Steinbrucharbeiten,<br />

Planierungen oder Schaffung von Sichtachsen in die Gestaltung<br />

der Landschaft eingegriffen hat. Durch Bohrungen und Grabungen soll<br />

weiterhin der Versuch unternommen werden, auch den Taltempel der<br />

Pyramide Amenemhets II. zu lokalisieren. Was die Siedlungen angeht,<br />

wissen wir aus schriftlichen Quellen, dass es aus der Zeit des Snofru<br />

zwei Pyramidenstädte gegeben haben muss. Die nördliche wurde bereits<br />

durch Bohrungen lokalisiert, die südliche ist wahrscheinlich beim sogenannten<br />

„See von Dahschur“ zu vermuten. Beim „See von Dahschur“<br />

handelt es sich um einen Altarm des Nils, an dessen Ufern auch wertvolle<br />

Informationen zur Rekonstruktion des Pflanzenbewuchses in antiker<br />

Zeit archiviert sein könnten (Pollenanalyse). Die Rekonstruktion von Kanälen,<br />

Schwemmfächern, Nillaufverlagerungen soll wichtige Aufschlüsse<br />

über die Lage von Siedlungen und Transportwegen geben. Die Eingabe<br />

der landschaftsarchäologischen Daten in ein GISystem, mit dessen Hilfe<br />

zum Beispiel Sichtbeziehungen zwischen Monumenten und Siedlungen<br />

ermittelt werden können, soll fortgesetzt werden.<br />

<strong>Forschungsplan</strong><br />

Seite 402<br />

Archäologisch ist auch in Dahschur noch viel primäre Arbeit bei der Dokumentation<br />

der Denkmäler zu leisten. Langfristig ist vorgesehen, den<br />

bisher nur ansatzweise erforschten, stark zerstörten Pyramidenkomplex<br />

Amenemhets II. auszugraben. Völlig unbekannt sind der Pyramidentempel,<br />

der Aufweg und der Taltempel, aber auch die Pyramide selbst wurde<br />

von de Morgan zu Beginn des letzten Jahrhunderts nur unzureichend<br />

dokumentiert, so dass viele grundlegende Fragen zur Architektur und<br />

Dekoration dieser Anlagen zu klären sind. Westlich des Pyramidenkomplexes<br />

wurde kürzlich durch magnetometrische Unersuchungen ein neuartiger<br />

Komplex von Grabschächten des Mittleren Reiches entdeckt, mit<br />

dessen Ausgrabung bereits begonnen wurde (DFG-Projekt FU-Berlin). Es<br />

handelt sich um zwei rechtwinklig zueinander angeordnete Schachtreihen<br />

mit insgesamt über 60 quadratischen Grabschächten. Die Ausstattung<br />

der bisher ausgegrabenen Schächte zeigt, dass es sich am ehesten<br />

um Gräber von Höflingen und Palastpersonal handelt. Es ist evident,<br />

dass die Schächte insgesamt einen einheitlichen und im Zusammenhang

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