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Forschungsplan, 2MB - Deutsches Archäologisches Institut

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nig nachgewiesen; Gründe für diese Fundlücke liegen vermutlich nicht<br />

in einem tatsächlichen Fehlen der Siedlungen, sondern sind in einer<br />

möglicherweise klimatisch induzierten Verlagerung der Siedlungsgebiete<br />

in höhere Lagen (oberhalb 500 m) zu suchen. Die wenigen bekannten<br />

Fundorte dieser Zeitstellung liegen überwiegend weiter im<br />

Südosten, in Nakhicevan und Berg-Karabakh, sowie in der an Iran<br />

angrenzenden Mughansteppe. Das Inventar dieser Plätze deutet außerdem<br />

Beziehungen zu den chalkolithischen Kulturen Nordmesopotamiens<br />

an. Aufgrund von langlebigen Traditionen der<br />

Keramiktechnologie nimmt man außerdem an, dass es eine Verbindung<br />

zu den im 4. Jt. v. Chr. sich neu formierenden stratifizierten Gesellschaften<br />

gibt, deren Eliten sich zwischen Majkop im Nordkaukasus<br />

und Se Girdan in Nordwestiran in der Anlage aufwendiger Grabanlagen<br />

manifestieren. Angesichts des unzureichenden Forschungsstands<br />

ist der Anteil, welche die prähistorischen Kulturen Aserbaidschans an<br />

dieser Entwicklung hatten, jedoch noch weitgehend unbekannt.<br />

Das DAI plant, in Zusammenarbeit mit der Aserbaidschanischen Akademie<br />

der Wissenschaften und dem CNRS Paris ein Forschungsprojekt,<br />

dessen Ziel ein besseres Verständnis der Landschafts- und<br />

Besiedlungsgeschichte am Mittellauf des Kür Flusses für einen Zeitraum<br />

vom Neolithikum bis zur Bronzezeit ist. Dies soll durch Ausgrabungen<br />

in ausgewählten Fundorten und durch<br />

Oberflächenuntersuchungen, sowie durch gezielte Untersuchungen zu<br />

Geomorphologie und Landschaftsentwicklung geschehen. Ausgangspunkt<br />

sind die bereits begonnenen Grabungen durch die Aserbaidschanische<br />

Akademie in dem neolithischen Siedlungshügel Geoytepe<br />

und durch den CNRS in Menteš Tepe, wo Schichten des frühen 4.<br />

Jts. und ein Grabhügel des 3. Jts. v. Chr. vorliegen (beide im Rayon<br />

Towuz). Das DAI wird gezielt Untersuchungen in Fundorten derjenigen<br />

Perioden vornehmen, die in den aktuellen Grabungen nicht repräsentiert<br />

sind. Dazu bieten sich im Moment zwei Fundplätze an:<br />

Kurban Tepe im Rayon Towuz, wo Gräber der Kura Araxes Kultur sowie<br />

mittel- und spätbronzeitliche Schichten vorliegen; sowie Kamiltepe<br />

im Rayon Aqcabedi, der aus dem 5.-4. Jt. v. Chr. datiert und<br />

dessen Fundmaterial eindeutige Bezüge zum nordsyrischen/ ostanatolischen<br />

Spätchalkolithikum zeigt.<br />

Durch die Kombination der Ergebnisse aus den einzelnen Teilprojekten<br />

soll es möglich werden, zunächst eine stratigraphisch abgesicherte<br />

und absolut datierte Gesamtsequenz für diesen Raum zu<br />

erarbeiten, und die Eckdaten der einzelnen Kulturerscheinungen (Architektur<br />

und Siedlungsplanung, Subsistenzweise, keramische und lithische<br />

Industrie) zu definieren. Die Ergebnisse der aktuellen<br />

Untersuchungen der Abteilung im neolithischen Fundplatz Aruchlo/<br />

Georgien, der nur etwa 100 km Luftlinie entfernt liegt, lassen sich<br />

daran ebenfalls anschließen. Parallel zu dieser archäologischen<br />

Grundlagenarbeit soll eine Rekonstruktion der Landschaftsentwicklung<br />

anhand von geomorphologischen und paläoklimatologischen Untersuchungen<br />

erfolgen, so dass am Ende eines ersten<br />

Forschungsabschnitts ein besseres Verständnis der Interdependenz<br />

von Landschaftsgeschichte und Siedlungsmustern möglich wird. Dies<br />

bietet die Grundlage für eine anschließende Betrachtung überregionaler<br />

Beziehungen in den einzelnen archäologischen Perioden, woraus<br />

sich neue Perspektiven für unser Verständnis der prähistorischen Kulturentwicklung<br />

im Südkaukasus, von den neolithischen Anfängen bis<br />

<strong>Forschungsplan</strong><br />

Seite 324

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