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Forschungsplan, 2MB - Deutsches Archäologisches Institut

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Finanzierung<br />

Auswärtiges Amt<br />

a 2) Stadtkernforschung Herat<br />

Das seit 2005 im Rahmen des Projekts „Herat: Areia Antiqua“ durchgeführte<br />

Teilprojekt ist der Erforschung der Geschichte Herats seit ihrer<br />

Gründung gewidmet. Im Mittelpunkt steht die Frage nach der<br />

antiken und frühmittelalterlichen Stadt und ihrer Entwicklung in islamischer<br />

Zeit.<br />

Die Stadt gilt als achämenidische Gründung (Artacoana), die Zitadelle<br />

soll von Alexander dem Großen, der die Stadt auf seinem Marsch<br />

nach Indien eroberte und zerstörte, errichtet worden sein. „Alexandria<br />

in Areia“ wird in kontroversen Diskussionen entweder im Stadtteil<br />

Kohandaz, einem umwallten Oval mit zahlreichen Erhebungen nördlich<br />

der Zitadelle, in der Altstadt mit ihrem annähernd quadratischen,<br />

regelmäßigen Grundriss und in Zendejan, einem etwa 80 km westlich<br />

von Herat gelegenen Ort, angesiedelt. Aus den historischen Quellen<br />

ist die politische Bedeutung Herats seit den Ghaznaviden<br />

(10.-12. Jh. n. Chr.) und Ghoriden (12. - 13. Jh. n. Chr.) bekannt,<br />

aber die zahlreichen Denkmale in der Stadt datieren vor allem in die<br />

Zeit der Timuriden (14. – 16. Jh. n. Chr.), unter denen Herat Reichshauptstadt<br />

und künstlerisches Zentrum wurde. Im Zuge der Expansion<br />

verschiedener Großreiche und Stämme, von Parthern und<br />

Sasaniden über Hephtaliten und Turkstämmen, Timuriden und Safawiden<br />

bis zu den Konflikten der frühen Neuzeit („Great Game“) wurde<br />

Herat immer wieder belagert, zerstört und wieder aufgebaut.<br />

Aufgrund der seit dem 15. Jh. anhaltenden ausgedehnten Bautätigkeit<br />

überlagern meterhohe Schuttschichten und die Bauten der modernen<br />

Stadt alle Spuren einer älteren Besiedlung; die rasant<br />

fortschreitende Bebauung aller Freiflächen und der Abriss der historischen<br />

Gebäude mit anschließendem Neubau zerstören und gefährden<br />

den historischen Baubestand der Stadt in großem Umfang. Die Suche<br />

nach dem antiken Herat umfasst daher neben den Arbeiten in den<br />

künstlichen Erhebungen von Kohandaz und der Zitadelle auch einen<br />

Stadtsurvey, bei dem Baugruben und Brunnenbohrungen besichtigt<br />

werden sowie ein Bohrprogramm, das von dem französischen Kooperationspartner<br />

des Projektes, der Délégation Archéologique Française<br />

en Afghanistan (DAFA), durchgeführt werden soll.<br />

Diese Methode hat sich seit 2005 bewährt und arbeitet auch dem<br />

„Department for the Preservation of Historic Monuments“ in Herat<br />

und dem „Aga Khan Trust for Culture“ zu, der ein Altstadtprogramm<br />

durchführt, <strong>Institut</strong>ionen also, die kein Personal für die archäologische<br />

Prospektion haben.<br />

Die Grabungen in Kohandaz haben 2005 eine massive Befestigungsanlage<br />

mit Glacis, Türmen und einem Tor zutage gebracht, welche<br />

wahrscheinlich in die timuridische Zeit datiert und später überbaut<br />

wurde. Die Umwallung und Tellbildung sind sicherlich nicht antiken<br />

Ursprungs. Eine weitere Grabung, welche die DAFA 2008 hier durchführte,<br />

zeigte unterhalb des Friedhofs eine einphasige Bebauung mit<br />

Lehmziegelarchitektur, die auf natürlichen Sand- und Geröllschichten<br />

gründet. Die Keramik entspricht der in Qala-e Ekhtyaruddin im<br />

Lehmmassiv gefundenen Assemblage. Die C14-Proben dienen somit<br />

auch zur Überprüfung der Datierung aus der Zitadelle.<br />

<strong>Forschungsplan</strong><br />

Seite 360

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