30.12.2013 Aufrufe

Forschungsplan, 2MB - Deutsches Archäologisches Institut

Forschungsplan, 2MB - Deutsches Archäologisches Institut

Forschungsplan, 2MB - Deutsches Archäologisches Institut

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

zwei Wellen im Verlaufe des 6.- 5. Jhs. v. Chr. und des 3. Jhs. v. Chr.<br />

vollzogen haben.<br />

Die hellenistische Stadt Ptolemais, auf griechisch auch Barkês Limên<br />

genannt (modern Tolmeita), liegt an der Küste der Kyrenaika. Im<br />

6. Jh. v. Chr. war sie als Hafenniederlassung von der weiter landeinwärts<br />

bereits auf einer Höhenstufe des Djebel Akhdhar gelegenen<br />

Siedlung Barke angelegt worden, die ihrerseits 567 v. Chr. durch den<br />

König (Basileus) Arkesilaos II. von Kyrene gegründet worden war. Als<br />

selbstständige Stadt wurde sie im frühen 3. Jh. v. Chr. von dem Lagidenkönig<br />

Ägyptens Ptolemaios III. neu gegründet und gehörte zeitweise<br />

zu dessen Reich. Die hellenistische Polis durchlebte eine<br />

bewegte Geschichte durch die römische Kaiserzeit und die Christianisierung<br />

durch Byzanz bis zur Eroberung Nordafrikas durch die Araber<br />

im 7. Jh. n. Chr. Aus allen genannten Epochen sind am Ort noch<br />

Baureste und Fundmaterial unterschiedlichster Art vorhanden.<br />

Die Ausdehnung der Stadt zwischen der Küste mit einem natürlichen<br />

Hafen, den zwei Wadis im Osten und Westen sowie der untersten Terrassenstufe<br />

des Djebel Akdhar, der sich in zwei weiteren Stufen bis<br />

zu einer Höhe von 878 m NN über die Mittelmeerküste unter Einschluss<br />

einer Hochebene zwischen der großen Syrte und dem Golf<br />

von Bomba erhebt, ist im Süden gut bekannt. Dies gilt auch für die<br />

hellenistische Siedlungsstruktur mit orthogonal geführten Straßen,<br />

die langrechteckige Insulae einschließen. Die dazu gehörende Chora<br />

ist hingegen weitgehend unbekannt. Es lässt sich deshalb bis heute<br />

nicht sagen, wie weit sich die dazugehörige Siedlungskammer erstreckte,<br />

wie das Hinterland in den unterschiedlichen Besiedlungsphasen<br />

über die verschiedenen Terrassierungsstufen des Djebel Akhdar<br />

hinweg strukturiert und wie die landwirtschaftliche Produktion geregelt<br />

war. Ungeklärt ist auch, ob es im Umfeld der Stadt noch weitere<br />

Siedlungen gab, und wie diese mit dem Zentralort und auch untereinander<br />

vernetzt waren.<br />

Weiter ist bislang nicht bekannt, wie die Mutterstadt Barke (modern<br />

El-Marj) strukturiert war, und warum bzw. ob diese bereits zum Ende<br />

des 6. Jhs. v. oder erst im frühen 3. Jh. v. Chr. in die Ebene verlegt<br />

wurde.<br />

Ptolemais gehörte in der Antike zu einer Vereinigung der fünf wichtigsten<br />

Städte der Kyrenaika, der sog. Pentapolis, zu der neben Ptolemais<br />

u. a. Kyrene, Euhesperides und Teucheira gehörten. Bislang ist<br />

noch nicht eingehend erforscht, was die Faktoren für die Standortwahl<br />

der einzelnen Städte waren und wie dieser Verbund räumlich<br />

organisiert war.<br />

Das DAI hat in Kooperation mit dem Lehrstuhl für Baugeschichte der<br />

BTU Cottbus und dem Zentrum für Libysch-Syrische Studien des <strong>Institut</strong>s<br />

für Klassische Archäologie der Universität Mainz 2009 erstmals<br />

die Möglichkeit, sich mit archäologischen, bauforscherischen und naturwissenschaftlichen<br />

Methoden diesen Fragestellungen zu widmen.<br />

In einer ersten Testkampagne im November 2009 soll ausgehend von<br />

einer bauhistorischen Untersuchung der Porta Taucheira, dem Hauptzugang<br />

zur Stadt von Westen und der Untersuchung der Westnekropole<br />

durch einen Survey auch die infrastrukturellen Bedingungen auf<br />

dem Land in Stadtnähe geklärt werden.<br />

Ab 2010 soll dieser Survey auf eine großflächige Untersuchung des<br />

Umlandes von Ptolemais ausgedehnt werden. Durch die angestrebte<br />

Mitarbeit naturwissenschaftlicher Disziplinen wie etwa der Paläobota-<br />

<strong>Forschungsplan</strong><br />

Seite 90

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!