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Forschungsplan, 2MB - Deutsches Archäologisches Institut

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der Ecke gegen das südliche Transept der Großen Basilika ein nur aus<br />

dem Innern der Großen Basilika zugängliches, palastartiges Gebäude<br />

mit einem einst mit einer Marmortäfelung versehenen Empfangsraum<br />

und einem großen Triclinium. Wahrscheinlich diente dieser Palast als<br />

Wohn- und Empfangsgebäudes des Hegumenos der Menasstadt. Weitere<br />

Kirchen liegen außerhalb der Ummauerung der Stadt. Zu nennen<br />

ist die dem frühen 6. Jh. angehörige Nordbasilika, eine einfache Basilika<br />

ägyptischer Prägung mit innerem Westumgang und den im Osten<br />

üblichen Nebenräumen (Pastophorien) zu beiden Seiten der Apsis, die<br />

jedoch an den gelungenen Proportionen und der Klarheit ihres Grundrisses<br />

sicher unter Beteiligung eines hauptstädtischen Architekten erbaut<br />

wurde. Wahrscheinlich handelt es sich bei diesem Bau um die<br />

Kirche der monophysitischen Häretiker, denen man – wie damals üblich<br />

– gottesdienstliche Versammlungen im Innern der Stadt verwehrte,<br />

denn – wie sich aus der Datierung aller wichtigen Bauten der<br />

Stadt erkennen lässt – die Stadt gehörte bis zur arabischen Eroberung<br />

zur chalkedonischen Orthodoxie. Im Osten der Stadt liegt<br />

schließlich die ebenfalls im 6. Jh. als Vierkonchenanlage errichtete<br />

Ostkirche, die vermutlich als geistiges Zentrum einer kleinen Mönchskolonie<br />

diente.<br />

Zu den Monumenten der Stadt gehören ferner zwei spätantike, beide<br />

als Doppelbäder angelegte Thermenanlagen, drei sehr unterschiedlich<br />

ausgebildete und für unterschiedliche Pilgerkategorien gedachte Herbergsbauten<br />

sowie ein mehrgeschossiger Unterkunftsbau für die wohl<br />

zumeist freiwilligen Helfer am Ort, mehrere Werkstätten, darunter<br />

zahlreiche Weinkeltereien mit jeweils mehreren unterschiedlich ausgebildeten<br />

Presseinrichtungen von z.T. außerordentlichen Kapazitäten,<br />

private Villen sowie ein paar unmittelbar an den Straßen<br />

gelegene spätantike Apartmenthäuser. Mehrere der genannten Villen<br />

sind mit einer privaten Grabkapelle versehen, in deren unterirdischen<br />

Räumen wohl die Angehörigen der Villenbesitzer zur letzten Ruhe bestattet<br />

wurden. Eine dieser Kapellen ist darüber hinaus mit einem eigenen<br />

Baptisterium ausgestattet, was daran denken lässt, dass zu<br />

der Familie der Besitzer auch ein oder vielleicht sogar mehrere Priester<br />

gehörten.<br />

Die Stadtanlage von Abu Mina besaß ferner eine allerdings nicht fertig<br />

gestellte und nur auf der Westseite feststellbare Ummauerung mit<br />

mehreren Türmen und einem Prunktor mit drei Durchfahrten im Norden,<br />

von wo aus eine mehrere hundert Meter lange Kolonnadenstraße<br />

zum Zentrum der Stadt mit den großen Kirchenbauten führte. Auf<br />

beiden Seiten war diese Straße nach orientalischer Sitte von sich hintereinander<br />

reihenden Läden gesäumt.<br />

Der Ort kristallisierte sich nahezu ex ovo um das unterirdische, in einem<br />

noch in Benutzung befindlichen Hypogäum eingerichtete Grab<br />

des Hl. Menas, eines Märtyrers der diokletianischen Christenverfolgung,<br />

der als schützender und auch in Krankheitsfällen helfender Heiliger<br />

galt und damit Besucher aus dem gesamten Reichsgebiet<br />

anlockte. Vermutlich handelt es sich bei dieser Grabstätte um das<br />

Familiengrab der Angehörigen des Heiligen. Später hat man dieses<br />

Hypogäum zu der Krypta der über ihm errichteten Gruftkirche ausgebaut<br />

und so der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. In den ersten<br />

Jahrzehnten der Umgestaltung dieses Hypogäums zu einer öffentlich<br />

zugänglichen Krypta war noch ein privat genutzter und gesondert zugänglicher<br />

Bereich ausgeschieden worden. Erst im 6. Jh. mit dem Bau<br />

<strong>Forschungsplan</strong><br />

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