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I. Das hinduistische soziale System. [111]Kapitalismus als fertige Maschinerie aus Europa importiert werden konnte, somuß es doch als der Gipfel der Unwahrscheinlichkeit erscheinen, daß auf demBoden <strong>des</strong> Kastensystems die moderne Organisationsform <strong>des</strong> gewerblichen Kapitalismusjemals e n t s t a n d e n wäre. Ein Ritualgesetz, bei welchem jederBerufswechsel, jeder Wechsel der Arbeitstechnik rituelle Degradation zur Folgehaben könnte, war sicherlich nicht geeignet, aus sich ökonomische und technischeUmwälzungen zu gebären oder ihnen auch nur das erstmalige Aufkeimen in seinerMitte zu ermöglichen. Der an sich große Traditionalismus <strong>des</strong> Handwerkersmußte dadurch aufs äußerste gesteigert werden und allen Versuchen <strong>des</strong> Handelskapitals,vom Boden <strong>des</strong> Verlags aus die gewerbliche Arbeit zu organisieren,mußte ein wesentlich schärferer Widerstand begegnen als im Occident. DieHändler selbst blieben in ihrer rituellen Abgeschlossenheit in den Banden <strong>des</strong> typischenorientalischen Händlertums, welches nirgends aus sich eine moderne kapitalistischeOrganisation der Arbeit geschaffen hat: so als wenn lauter verschiedene,gegen einander und gegen Dritte rituell exklusive Gastvölker wie die Judenneben einander in einem Wirtschaftsgebiet ihrem Erwerb nachgehen würden.Man hat manche der großen hinduistischen Händlerkasten, so namentlich die Vania,die “Juden Indiens” genannt, und in diesem negativen Sinn auch mit Recht.Sie waren zum Teil Virtuosen skrupellosen Erwerbs, und namentlich manche früherals sozial degradiert geltende oder unreine und <strong>des</strong>halb besonders wenigdurch (in unserem Sinne) “ethische” Ansprüche an sich selbst belastete Kastenzeigen heute ein bedeuten<strong>des</strong> Tempo der Vermögensakkumulation. Sie konkurrierendarin mit einigen Kasten, die früher die Stellungen der Schreiber, Beamtenoder Steuerpächter und ähnliche Chancen <strong>des</strong> politisch bedingten Erwerbs, wiesie in Patrimonialstaaten typisch sind, monopolisierten. Auch aus den Händlerkastenist ein Teil der kapitalistischen Unternehmer hervorgegangen. Aber - wie gelegentlichschon bemerkt - nur soweit sie die heute da<strong>für</strong> erforderliche “Bildung”sich aneigneten, vermochten sie darin mit den Literatenkasten Schritt zu halten 1 ).Die Intensität der Erziehung zum Händlertum ist bei ihnen, soviel die Berichte erkennenlassen, teilweise so stark, daß ihre spe-1) Ueber die Beziehung der indischen Sekten und Erlösungsreligionen zu den Bank- und HandelskreisenIndiens wird später gesprochen.111

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