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III. Die asiatische Sekten- und Heilandsreligiosität. [333]unklassische Art von Volkskulten weiter. Sexual- und Blutorgie wurden zuweilen insadistischer Art miteinander verschmolzen. Daneben stand nun die individuelle çivaitischeHeilssuche scheinbar beziehungslos. Denn sie war besonders oft in sehr starkemMaße asketischen Charakters im Sinne höchst virtuosenhafter Kasteiung. Çiva selbsterscheint in der Literatur als starker Asket und bei der Rezeption der volkstümlichenHeilssuche durch die Brahmanen sind gerade die schroffsten und <strong>für</strong> uns abstoßendstenFormen der Mönchsaskese als çivaitisch rezipiert worden, zweifellos weil das alte Prestige<strong>des</strong> durch Kasteiung zu erlangenden Charisma als Mittel der Konkurrenz gegendie Heterodoxie geschätzt wurde. Ein Umschlag von extremer und pathologischer Kasteiungzu pathologischer Orgie war aber im populären Çivaismus offenbar seit altersin teilweise furchtbarer Form heimisch, und auch das Menschenopfer hat bis in dieneueste Zeit nicht ganz gefehlt 1 ). Gemeinsam war schließlich aller eigentlich çivaitischenReligiositäf im allgemeinen eine gewisse Kälte der Temperierung in der Gefühlsbeziehungzum Gott. Çiva war kein Gott der Liebe und Gnade, und seine Verehrungnahm daher entweder ritualistische oder asketische oder kontemplative Formenan, soweit sie nicht Bestandteile aus der heterodoxen Orgiastik beibehielt. Gerade jeneQualitäten hatten ja diesen Gott der kühlen Gedanklichkeit der brahmanischen lntellektuellen- Soteriologie besonders akzeptabel gemacht. Für sie hatte die theoretischeSchwierigkeit ja nur darin bestanden, daß er eben ein persönlicher Gott war und mitden Attributen eines solchen ausgerüstet werden mußte. Da<strong>für</strong> hatte Sankaracharya dasBindeglied geschaffen.Praktisch schwierig freilich blieb die Einfügung <strong>des</strong> ganz unklassischen Lingam - Kultesin das klassische Ritual, welches davon nichts wußte. Das größte çivaitische Fest,am 27. Februar, ist noch jetzt reine Anbetung <strong>des</strong> an diesem Tag in Milch gebadetenund dekorierten lingam. Der ganze “Geist” dieses Kultes stand aber so im Widerspruchmit den Traditionen der Intellektuellen -1) Zu den Çivaiten gehörten daher (soweit sie Hindu waren) auch jene Räubersekten, welche der Kali,einer der Göttinnen Çiva's, außer Anteilen an der Beute auch Menschenopfer darbrachten. Daruntergab es solche, welche - wie die Thugs - das Blutvergießen aus rituellen Gründen verwarfenund daher die Opfer stets erdrosselten (Hopkins a. a. O. p. 493 Anm. 1, p. 494 Anm. 1 nach Berichtenbritischer Offiziere aus den 30er Jahren. Ueber die sadistischen Durga - Orgien s. das. p.491 Anm. 2 und p. 492 Anm. 2). Die häufige Art der Darstellung Çivas und der çivaitischen Göttinnen:eine Mischung von Obszönität und wilder Blutgier in Ausdruck, hängt mit <strong>dieser</strong> Art derOrgiastik zusammen.334

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