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I. Das hinduistische soziale System. [121]kung ohne Belang. Er blieb hineingebannt in das Gehäuse, welches nur durch diesenideellen Zusammenhang sinnvoll wurde und die Konsequenzen davon belasteten seinHandeln. Wenn das kommunistische Manifest mit den Sätzen schließt: “Sie” (die Proletarier)“haben nichts zu verlieren als ihre Ketten, sie haben eine Welt zu gewinnen” -so galt das gleiche <strong>für</strong> den frommen Hindu niederer Kaste. Auch er konnte “die Welt”,sogar die Himmelswelt gewinnen, Kschatriya, Brahmane, <strong>des</strong> Himmels teilhaftig undselbst ein Gott werden, - nur nicht in diesem seiriem jetzigen Leben, sondern in demkünftigen Dasein nach der Wiedergeburt, innerhalb der gleichen Ordnungen <strong>dieser</strong>Welt. Die Ordnung und der Rang der Kasten waren ewig (der Idee nach), wie derGang der Gestirne und der Unterschied zwischen den Tiergattungen und den Menschenrassen.Sinnlos wäre der Versuch sie umstürzen zu wollen. Die Wiedergeburtkonnte ihn zwar hinab in das Leben eines “Wurms im Darm eines Hun<strong>des</strong>” führen, -aber je nach seinem Verhalten auch hinauf in den Schoß einer Königin und Brahmanentochter.Absolute Vorbedingung aber war in seinem dermaligen Leben die strengeErfüllung seiner jetzigen Kastenpflichten, die Vermeidung <strong>des</strong> rituell schwer sündhaftenVersuchs, aus seiner Kaste treten zu wollen. Das “bleibe in deinem Beruf”, im Urchristentumeschatologisch motiviert, und die “Berufstreue” überhaupt waren hier anden hinduistischen Wiedergeburts - Verheißungen verankert, so fest, wie keine andere“organische” Gesellschaftsethik es je vermocht hat. Denn im Hinduismus knüpfte sienicht an sozialethische Lehren von der Sittlichkeit der Berufstreue und <strong>des</strong> frommenSichbescheidens an, wie in den patriarchalen Formen <strong>des</strong> Christentums, sondern an dieganz persönlichen Heilsinteressen <strong>des</strong> Einzelnen. Sie setzte, neben den Aengsten vormagischen Folgen von Neuerungen 1 ), auch die denkbar höchste Prämie, welche derHindu kannte, auf die Kastentreue. Der Handwerker, welcher nach den Vorschriftender Tradition treu arbeitet, im Lohn nicht überfordert, in der Qualität nicht betrügt,wird nach der Heilslehre <strong>des</strong> Hinduismus - je nach dem Rang seiner gegenwärtigenKaste - als König, als Edler usw. wiedergeboren. Dagegen gilt der oft zitierte Grundsatzder1) Die indischen Jutebauern sind noch heute nicht oder schwer zum Düngen ihres Lan<strong>des</strong> zu bringen,nur weil es “gegen den Brauch” ist. (v. Delden, Studien über die indische Juteindustrie 1915.)121

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