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Hinduismus und Buddhismus. [166]nur bis in die Vorhöfe <strong>des</strong> rationalen Experiments gelangt. Sie hat in allen Disziplinen,auch der <strong>für</strong> Ritualzwecke gepflegten Astronomie und in der Mathematik außer aufdem Gebiet der Algebra etwas, mit den Maßstäben occidentaler Wissenschaftlichkeitgemessen, Wesentliches aus Eigenem nur geleistet, wo sie Vorzüge genoß durch dasFehlen gewisser Vorurteile der occidentalen Religiosität (z. B. <strong>des</strong> Auferstehungsglaubensgegen die Leichensektion 1 ). Oder wo die Interessen der auf raffinierter Kontrolle<strong>des</strong> psychophysischen Apparats ruhenden Contemplationstechnik sie zu Studien anregten,welche dem Occident, der diese Interessen nicht kannte, fernlagen. Alle Wissenschaftvom menschlichem Zusammenleben blieb bei ihr polizeiliche und kameralistischeKunstlehre. Diese kann sich mit den Leistungen der Kameralistik unseres 17. undder ersten Hälfte <strong>des</strong> 18. Jahrhunderts durchaus messen. Auf naturwissenschaftlichemund eigentlich fachphilosophischem Gebiet hat man dagegen den Eindruck, daß diebeachtenswerten Entwicklungsansätze irgendwie gehemmt worden sind 2 ). Abgesehendavon, daß auch1) Ueber die indische Medizin am bequemsten Jolly in Bühlers Grundriß (1901).2) Einen ungefähren Eindruck erlangt der Nicht - Indologe am ehesten aus dem von Sudhindranatha Vasuin den Sacred Books of the Hindu, Band XIII, übersetzten und Band XVI, 1. unter dem Titel: Thepositive background of Hindu Sociology (bis jetzt Book I) kommentierten, mit Appendix von BrajendraNath Seal versehenen Sukraniti. “Sukraniti” wird, ganz charakteristisch, als “organische Sozialwissenschaft”so, wie Comte sich den bekannten Stufenbau der Wissenschaften dachte, aufgefaßt.Und in der Tat mußte diese freilich völlig unwissenschaftliche “organische” Systematik <strong>des</strong> sogenannten“Positivismus” dem indischen Denken die kongenialste sein. Notiert sei Folgen<strong>des</strong>: In derMechanik blieb alles auf dem vorgalileischen Standpunkt. In der Mineralogie blieb die indische Wissenschaftwesentlich der Sieben - Metall - Lehre treu, die auch der Occident kannte. In der Chemiesind drei praktische Erfindungen: 1. die Schaffung stetiger Pflanzenfarben durch Behandlung mitAlaun, - 2. die Indigotin - Extrakte, - 3. die Stahlmischung, auf welcher die Damaszener - Klingenberuhen, ihr gutzuschreiben (Seal, The Chemical Theories of the ancient Hindu). Im übrigen hat dieTantra - Literatur hier alchemistische, auf dem Gebiet der Medizin aber vor allem anatomische, speziellnervenanatomische Kenntnisse von ganz erheblichem Umfang gezeitigt: Stoffwechsel- (nicht:Blutumlaufs-, nicht: Lungenstoffwechsel-) Theorien, die Kenntnis der Lage der Nervenbahnen: Meditationüber diese Bahnen sollte nach der Tantristik magische Kräfte geben; das Gehirn (wie bei Galen),nicht mehr (wie bei Aristoteles und ebenso bei den bedeutenden indischen Naturforschern Charakaund Susrutu) das Herz, als Zentralorgan traten den schon vorher bedeutenden osteologischenKenntnissen zur <strong>Seite</strong>. Befruchtung und Vererbung (anschließend an die sehr bedeutende kameralistischePferde- und Elefantenkunde) wurden auch theoretisch (palingenetisch, nicht epigenetisch) erörtert.Das Leben, welches die Materialisten (Charvaka) durch Urzeugung, die Sankhya - Lehre durchReflex - Aktivität und Resultante der Einzelenergien, das Vedanta aber aus einer besonderen “Lebenskraft”erklärten, gab ebenso Anlaß zur Annahme von “adrista”, “ungesehenen” und das heißt:“unbekannten” Ursachen wie z. B. der Magnetismus. Und während die Fachwissenschaft der Züchtungspraktikersich mit der Feststellung der “Unbekanntheit” der Ursachen begnügte, hat die spätereNyaya- undVaiçeshika-Schule naturgemäß in diese Erkenntnislücken den ethischen Karman - Determinismusder indischen Theodizee eingeschoben, genau wie bei uns die “Grenzen” der WissenschaftRaum geben <strong>für</strong> theologische Konstruktionen. Ueber die Medizin noch: Thakore Sahib of Gondal,167

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