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II. Die orthodoxen u. heterodoxen Heilslehren der indischen Intellektuellen. [227]wirkt er über das Grab hinaus. Dies Individuum, das dann stirbt, kann freilich nicht neuerstehen. Auch nicht durch “Seelenwanderung”. Denn eine Seelensubstanz gibt esnicht. Aber der “Durst” läßt, wenn ein “Ich” im Tode zerfällt, sofort ein neues Ich zusammenschießen,belastet mit dem Fluch der unentrinnbaren Karman - Kausalität, die<strong>für</strong> je<strong>des</strong> ethisch relevante Geschehen einen ethischen Ausgleich verlangt 1 ). Durst alleinhemmt, rein als solcher, die Entstehung der erlösenden, zur göttlichen Ruhe führenden,Erleuchtung. In diesem spezifischen Sinn wird alles Begehren in jener intellektualistischenWendung, welche in irgendeiner Form alle Erlösungsreligionen Asiensauszeichnet, mit “Unwissenheit” (Avidya) gleichgesetzt. Dummheit ist die erste, Sinnlichkeitund böser Wille sind erst die zweite und dritte der drei Kardinalsünden. DieErleuchtung aber ist nicht ein freies göttliches Gnadengeschenk, sondern Lohn unausgesetztermeditierender Versenkung in die Wahrheit, zur Ablegung der großen Illusionen,aus denen der Lebensdurst quillt. Wer dadurch jene Erleuchtung erlangt, der genießt- darauf kommt es an - imder Gedanke, weil Sitz der Ich - Individualität, als Einheit galt. (Vgl, de la Vallée - Poussin, JournalAsiat. 9. Ser. 20, 1902).1) Diese Konsequenz wird u. a. in den “Questions of King Milinda” (III, 5, 7) gelehrt. Das Karman lastetauf der i n f o l g e <strong>des</strong> Handelns und Tuns der untergehenden Individualität entstandenen neuen,die an sich mit jener alten nichts gemein hat, außer daß sie durch den ungelöschten “Durst” jenernach weiterer Existenz gezwungen wurde, ihrerseits sich zu bilden. Die Konstruktion war geboten,weil die Karmanlehre als Grundlage alles Leidens und der Existenz selbst ganz außer Frage stand un<strong>des</strong> sich nur darum handelte, in deren Rahmen eine befriedigende Konstruktion zu geben. Was denneigentlich letztlich der Erlösungsbedürftige <strong>für</strong> ein Interesse daran habe, das Entstehen eines ihm injeder Hinsicht schlechterdings fremden Wesens nach seinem Tode zu hindern, wurde daher gar nichtgefragt. Schließlich gilt ja aber das gleiche <strong>für</strong> die, wie alle Dokumente zeigen, so massive Seelenwanderungsfurchtder Inder überhaupt. Wirklich streng ist im Buddhismus jener Standpunkt nichtfestgehalten worden. Daß der vor dem Eingehen im Nirvana stehende Erleuchtete allwissend ist undrückwärts die ganze Reihe seiner Wiedergeburten überschaue, ist eine schon ziemlich frühe buddhistische(und nicht nur buddhistische) Lehre. Vor allem aber findet sich in den literarischen und monumentalenQuellen auch der alten (Hinayana-) Buddhisten die Seelenwanderung ganz in hinduistischerArt - eben als eine “Seelenwanderung” - behandelt. - Was die Karman - Lehre anlangt, so sindspäter die Qu. of King Milinda bemüht, fatalistische Konsequenzen hintanzuhalten. Entsprechenddem Grundsatz, daß die Erörterung unlösbarer metaphysischer Probleme “Durst” und also heilsschädlichsei, wird gelehrt: niemand wisse, wie weit sich der Einfluß <strong>des</strong> Karman erstrecke. <strong>Jede</strong>nfallssei nicht jegliches Ungemach - etwa ein Splitter im Fuß Buddhas - Folge von Karman. Denn auch dieäußere Natur habe ihre eigene Gesetzlichkeit. - Karman scheint sich also wesentlich auf die soteriologischenInteressen der Seele: auf Leben und seelisches Leiden, zu beziehen.228

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