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M a x W e b e r, Religionssoziologie II.II. Die orthodoxen u. heterodoxen Heilslehren der indischen Intellektuellen. [209]gleitung durch kontrollierende Seelsorger, wurde dadurch bei den Jainas auf die Spitzegetrieben. Für jegliche Reise mußte der Guru die Erlaubnis und die Instruktionen geben,die Reiseroute und höchste Reisedauer sowie das erlaubte Höchstmaß der Reiseausgabenvorher genau feststellen. Diese Vorschriften sind charakteristisch <strong>für</strong> dieStellung der Jaina - Laien überhaupt. Sie waren schlechthin unmündig und wurdendurch Inspektionsreisen <strong>des</strong> Klerus und der Sittenwächter unter Kirchenzucht gehalten.Der neben der “rechten Erkenntnis” zweite “Edelstein” <strong>des</strong> Jaina: die “rechte Einsicht”,bedeutete <strong>für</strong> den Laien blinde Unterordnung unter die Einsicht <strong>des</strong> Lehrers.Denn im Gegensatz zu der immerhin weitgehenden “organischen” Relativierung im orthodoxenHinduismus gibt es in der klassischen Jaina - Soteriologie nur ein absolutesHeilsziel und also nur eine Vollkommenheit, der gegenüber alles Andere nur Halbheit,Provisorium, Unreife und Minderwertigkeit ist. Das Heil wird stufenweise , erreicht -nach der verbreitetsten Jaina -Lehre nach 8 Wiedergeburten, gerechnet von der Zeit an,zu welcher man auf den rechten Pfad gelangt ist. Auch der Laie also soll täglich einebestimmte Zeit (48 Minuten) meditieren, muß bestimmte Tage (4 mal monatlich meist)die volle Mönchsexistenz führen und außerdem es auf sich nehmen, bestimmte Tagebesonders streng zu leben, das Dorf an ihnen nicht zu verlassen und nur eine Mahlzeitzu sich zu nehmen. Das Laien - Dharma konnte eben nur eine möglichste Annäherungan das Mönchs - Dharma bedeuten wollen. Vor allem also: der Laie soll die ihm obliegendenPflichten durch besonderes Gelübde auf sich nehmen. Die Jaina - Konfessiongewann dadurch den typischen Charakter einer “Sekte”, in die man besonders aufgenommenWurde.Die Disziplin der Mönche war streng. Der Acharya (Superior) <strong>des</strong> Klosters 1 ), meistnach dem Alter, ursprünglich aber nach1) Auch alle beständig wandernden Mönche waren, offenbar seit schon langer Zeit, je einem Klosterzugeteilt, welches sie kontrollierte. Die Bodenverleihungen, ohne welche Klöster auch im Jainismusnicht existieren konnten, wurden hier der Form nach als widerrufliche, periodisch ausdrücklichneu zu bestätigende Leihe konstruiert, um die Fiktion der absoluten Freiwilligkeit der Gabenund der Eigentumslosigkeit aufrecht zu erhalten. (Wie die Inschriften ergeben, vollzogen sich dieStiftungen meist so, daß der Stifter einen Tempel baute und das Land <strong>für</strong> den Lehrer stiftete: Ep.Ind. X, S. 57 aus dem 9. Jahrh.) Dem Rang nach blieb der einsam lebende Sadhu dem Klostermönchgegenüber höher geschätzt. Auch der Upadhaya (Lehrer) stand hinter ihm zurück. Er darfnur die Texte verlesen, der Acharya hatte darüber hinaus das Recht, sie authentisch zu erklären.210

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