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M a x W e b e r, Religionssoziologie II.III. Die asiatische Sekten- und Heilandsreligiosität. [377]auch vornehmlich aufständisch - ritterlicher Grundlage. In China aber war die Kluft,welche die konfuzianische ästhetische Schriftkultur von allem Volkstümlichen trennte,so ungeheuer, daß hier lediglich eine bildungsständische Gemeinschaft der Literatenschichtbestand und das Bewußtsein einer Gemeinsamkeit im übrigen nur soweit reichte,wie ihr unmittelbarer, freilich nicht geringer Einfluß: Das Imperium war, sahen wir,im Grunde genommen ein Bun<strong>des</strong>staat der Provinzen, zu einer Einheit verschmolzennur durch den obrigkeitlichen periodischen Austausch der überall in ihren Amtsbezirkenlandfremden hohen Mandarinen. Immerhin war in China doch, wie in Japan, eineden rein politischen Interessen zugewendete und dabei literarische Schicht vorhanden.Eben diese fehlte aber in ganz Asien, wohin immer die spezifisch indische Soteriologieihren Fuß setzte, - außer wo sie, wie in Tibet, als Klostergrundherrenschicht über derMasse schwebte, eben <strong>des</strong>halb aber “nationale” Beziehungen zu ihr nicht hatte. Dieasiatischen Bildungsschichten blieben mit ihren eigensten Interessen ganz “unter sich”.Wo immer eine Intellektuellenschicht den “Sinn” der Welt und <strong>des</strong> eigenen Lebensdenkend zu ergründen und, - nach dem Mißerfolg <strong>dieser</strong> unmittelbar rationalistischenBemühung -, erlebnismäßig zu erfassen und dies Erleben dann, indirekt rationalistisch,ins Bewußtsein zu erheben trachtet, wird sie der Weg irgendwie in die stillen hinterweltlichenGefilde indischer unformbarer Mystik führen. Und wo andererseits einStand von Intellektuellen, unter Verzicht auf jenes weltentfliehende Bemühen, statt<strong>des</strong>sen bewußt und absichtsvoll in der Anmut und Würde der schönen Geste das höchstemögliche Ziel innerweltlicher Vollendung findet, da gelangt sie irgendwie zum konfuzianischenVornehmheitsideal. Aus diesen beiden, sich kreuzenden und ineinanderschiebenden Komponenten ist aber ein wesentlicher Teil aller asiatischen Intellektuellenkulturzusammengesetzt. Der Gedanke, durch schlichtes Handeln gemäß der “Forderung<strong>des</strong> Tages” jene Beziehung zur realen Welt zu gewinnen, welche allem spezifischoccidentalen Sinn von “Persönlichkeit” zugrunde liegt, bleibt ihr ebenso fern wieder rein sachliche Rationalismus <strong>des</strong> Westens, der die Welt praktisch durch Aufdeckenihrer eigenen unpersönlichen Gesetzlichkeiten zu meistern trachtet 1 ). Durch die strengezeremoniöse und hiera-1) Nicht daß gewisse (nicht alle) chinesischen Erfindungen im Dienst der378

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