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I. Das hinduistische soziale System. [133]sich in alle Unendlichkeit der Zeit hinein wiederholenden Reihe von Leben der gleichenSeele und <strong>des</strong>halb letztlich etwas unendlich Gleichgültiges. Die indische Vorstellungvon Leben und Welt wendete sich gern dem Bild eines ewig um sich selbst rollenden“Ra<strong>des</strong>” von Wiedergeburten zu, - welches sich übrigens, wie Oldenberg bemerkthat, auch in der hellenischen Philosophie gelegentlich findet. Es ist kein Zufall,daß Indien keinerlei nennenswerte Geschichtsschreibung entwickelt hat. Dazu war derAkzent <strong>des</strong> Interesses, der auf die jeweilige Gestaltung der politischen und sozialenVerhältnisse fiel, weitaus zu schwach <strong>für</strong> den Blick <strong>des</strong> über das Leben und seine VorgängeNachsinnenden. Der Glaube an die klimatisch bedingte “Erschlaffung” alsGrund der angeblichen indischen Tatenfremdheit ist ganz unbegründet. Kein Land derErde hat den wil<strong>des</strong>ten Krieg in Permanenz, die rücksichtsloseste Eroberungssucht involler Ungehemmtheit so ausgiebig gekannt wie Indien.Aber <strong>für</strong> je<strong>des</strong> denkende Sichbesinnen mußte ein solches zu ewiger Wiederholung bestimmtesLeben leicht als völlig sinnlos und unerträglich erscheinen. Und zwar ist eswichtig, sich klar zu machen: daß nicht in erster Linie das stets neue Leben auf <strong>dieser</strong>trotz allem doch schönen Erde es war, was ge<strong>für</strong>chtet wurde, sondern: der stets neueunentrinnbare Tod. Immer wieder wurde die Seele verstrickt in die Interessen <strong>des</strong> Daseins,mit allen Fasern ihres Herzens gekettet an Dinge und, vor allem, an geliebteMenschen, - und immer erneut sollte sie sinnlos von ihnen losgerissen und durch Wiedergeburtin andere unbekannte Beziehungen verstrickt werden, mit dem gleichenSchicksal vor sich. Dieser “Wiedertod” war, wie zwischen den Zeilen mancher Inschriftenund auch der Predigten Buddhas und anderer Erlöser erschütternd zu spürenist, das, was in Wahrheit ge<strong>für</strong>chtet wurde. Die allen Erlösungsreligionen <strong>des</strong> Hinduismusgemeinsame Frage ist: wie kann man dem “Rade” der Wiedergeburt und damit,vor allem, <strong>des</strong> stets neuen Sterbens entrinnen: Erlösung vom ewig neuen Tode und<strong>des</strong>halb Erlösung vom Leben. Welche Wege der Lebensführung und mit welchen Wirkungen<strong>für</strong> das Handeln aus <strong>dieser</strong> Fragestellung geboren wurden, müssen wir nun betrachten._________________133

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