13.07.2015 Aufrufe

Jede Verwertung des gesamten Inhaltes dieser Seite für ...

Jede Verwertung des gesamten Inhaltes dieser Seite für ...

Jede Verwertung des gesamten Inhaltes dieser Seite für ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

M a x W e b e r, Religionssoziologie II.II. Die orthodoxen u. heterodoxen Heilslehren der indischen Intellektuellen. [145]lag oder wenn es seinen Untertanen andauernd nicht gut ging, war dies ein Beweis <strong>für</strong>magische Verfehlungen oder mangeln<strong>des</strong> Charisma. Der Erfolg <strong>des</strong> Königs entschiedalso. Aber das hatte nichts mit seinem “Recht” zu tun. Sondern mit seiner persönlichenEignung und, vor allem: der Zauberkraft seines Brahmanen. Denn diese, und nicht seinethisches “Recht”, verschaffte dem König den Sieg, wenn eben der Brahmane seinHandwerk verstand und charismatisch qualifiziert war. Auch in Indien hatte, wie imOccident, die ritterliche Konvention der epischen Kschatriya - Zeit gewisse Stan<strong>des</strong>sitten<strong>für</strong> die Fehde geschaffen, deren Verletzung als verwerflich und unritterlich galt,wenn auch wohl niemals im indischen Ritterkampf so weitgehende Courtoisie geübtworden ist, wie sie der berühmte Heroldsruf der französischen Ritterschaft an die Gegnervor der Schlacht von Fontenoy repräsentiert: “Messieurs les Anglais, tirez les premiers.”Im ganzen herrschte das Gegenteil. Nicht nur die Menschen, auch die Götter(Krischna) setzen sich im Epos um <strong>des</strong> Erfolges halber höchst unbekümmert auch überdie elementarsten Regeln ritterlichen Kampfes hinweg. Und wie in der hellenischenPolis der klassischen Zeit 1 ), so galt auch <strong>für</strong> die Fürsten schon <strong>des</strong> Epos und der Maurya- Epoche, erst recht aber der späteren Zeit der nackteste “Macchiavellismus” in jederHinsicht als selbstverständlich und ethisch gänzlich unanstößig. Das Problem einer“politischen Ethik” hat die indische Theorie nie beschäftigt und, in Ermangelung einerUniversalethik und eines Naturrechts, auch nicht beschäftigen können. Das Dharma<strong>des</strong> Fürsten 2 ) ist, Krieg zu führen um <strong>des</strong> Kriegs und um der Macht rein als solcherwillen. Er hatte den Nachbar durch List, Betrug und alle noch so raffinierten, unritterlichenund heimtückischen Mittel, durch Ueberfall, wenn er in Not war, durch Anstiftungvon Verschwörungen unter seinen Untertanen, Bestechung seiner Vertrauten zuvernichten, die eigenen Untertanen aber durch Spionage, Lock-1) Der Dialog <strong>des</strong> Athener und Melier bei Thukydi<strong>des</strong> ist das bekannte Beispiel.2) Klassische Formulierung dieses “Macchiavellismus” außer im früher zitierten Kautaliya Arthasastrabesonders im Yâtrâ <strong>des</strong> Varâhamihira (übersetzt von H. Kern in Webers Indischen Studien). Yâtrâoder Yogayatra heißt zunächst die Kunst der Angabe der Vorbedeutungen, die ein in den Kriegziehender Fürst zu beobachten hat. An diese Wissenschaft schloß sich die “Staatskunde” an,nachdem (cf. a. o. O. 1, 3) infolge der Karman - Lehre feststand, daß das Horoskop durch Karmandeterminiert werde, also keine selbständige Bedeutung habe.146

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!