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94 4. VerfassungLector theologiae machte den Namen des Gewählten in der Pfarrkirchebekannt, während der Wahlvorsitzende das Te Deum anstimmte und sichder Zug unter dem Gesang der Konventualen zur Kirche bewegte. Derneugewählte Abt war mit Mantel, Albe, Gürtel, Stola, Pluviale und Birettangetan und trat, assistiert von Klosterbrüdern, vor den Hochaltar derKirche. Dort legte er sich vor dem Altar nieder. Später trat jeder Konventual an ihn heran und küßte ihm die Hand (Liesborn Akten 154).Die Wahlnachricht mußte dem Domkapitel sofort bekannt gemachtwerden, um eine baldige Konfirmation des Neugewählten durch denBischof zu erreichen. Der erste Abt, Balduin, wurde in Freckenhorst vomBischof geweiht. Auch Abt Burchard (1221-39) erfuhr seine Weihe nichtin Liesborn, sondern in Coesfeld, und Abt Florin (1304-28) wurde inWolbeck geweiht. In der Regel wurde die Weihe allerdings im Heimatklostervollzogen, nachdem die Investitur, die auch der Bischof vornahm,vorausgegangen war. Während des vom Bischof oder Weihbischof vollzogenenWeiheaktes, der zwei bis drei Wochen nach der Konfirmationerfolgte, fand eine sogenannte Examination des Gewählten statt. Darauftrat der neue Abt an den Bischof heran und leistete diesem den Treueeid.An der Benediktion nahmen zwei Äbte benachbarter Klöster als Assistententeil. In jüngerer Zeit, wohl erst seit dem 18. Jahrhundert, schlossensich an die Weihehandlungen Feierlichkeiten an, die drei Tage dauertenund mittags und abends mit Tafelmusik begleitet wurden.Die weiteren Stationen einer solchen Abtswahl sind einem Manuskriptdes 18. Jahrhunderts zu entnehmen (Lies born Akten 154). Erst nach derbischöflichen Bestätigung konnte der neue Abt von der Abtei Besitz"ergreifen und die Geschäfte aufnehmen. Dabei führte der Prior mit demKonvent durch das Kloster (Linneborn, Aufhebung S. 30). Die seit demTod des Vorgängerabtes mit dem Konventssiegel verschlossenen Türender Abtei wurden im Beisein aller wieder geöffnet. Der Abt nahm einesder Kreuze und einen der Ringe entgegen. Bei nächster Gelegenheit reisteer dann nach Münster, um sich bei seinem Bischof zu bedanken, woraufer von diesem zur Tafel eingeladen wurde. Dort saß er neben demDomdechanten an der rechten Seite des Fürstbischofs, also auf dem zweitenPlatz. Die Kosten der gesamten Prozedur vom Begräbnis des verstorbenenAbtes bis zur Benediktion des neuen Abtes betrugen 1798 beispielsweise1117 Rtlr (StAM Altertumsverein Msc. 262; Linneborn, AufhebungS. 29 ff.; Kerssenbrock, Tagebuch S. 11 f.). Dem neuen Abt wurde in derRegel in der Wahlkapitulation auferlegt, Neuerungen nur unter Hinzuziehungvon Prior, Subprior, Kellner, Senior, Novizenmeister und Lectortheologiae einzuführen. In Streitfällen irgend welcher Art hatte er gelehrteAdvokaten, bei Neubauten erfahrene Bauleute zu Rate zu ziehen. Vom

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