12.07.2015 Aufrufe

Herunterladen

Herunterladen

Herunterladen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

§ 9. Von der Umwandlung in ein Männerkloster bis zur Reform durch Bursfelde 77gelang es dem Abt, sich mittels einer verfalschten Urkunde die Pontifikalienzu verschaffen. Die echte Urkunde lag in Avignon vor, für dieVermittlung verlangte jedoch der Magister Andreas an der päpstlichenKurie 226 Gulden, eine hohe Summe, die Liesborn offenbar nicht zahlenwollte oder konnte (WestfUB 8 Nr 1192 S. 436), weshalb es selbst eineUrkunde herstellte, die so gut ausfiel, daß sie der münstersche Bischofanstandslos bestätigte (WestfUB 8 Nr 1190 S.435), ja sogar erweiterte(WestfUB 8 Nr 1208 S. 441; Schmitz-Kallenberg, Eine gefalschte Urkunde).Um das Jahr 1333 wurden unter dem Hochaltar der Liesborner Herrenkircheauf mysteriöse Weise Reliquien aufgefunden (vgl. § 22), von denenman glaubte, sie seien mehr als zweihundert Jahre zuvor von den damals inLiesborn lebenden Stiftsdamen wegen Kriegsgefahr in Sicherheit gebrachtworden. Gemeint sind damit offenbar die Kriegsnöte des Jahres 1121.Bei der 1348 bis 1351 im Lande wütenden Pest kamen in Liesborn 12Mönche, 2 Novizen, 4 Laienbrüder und 2 oder 4 Laienschwestern umsLeben. Wenig später, um Michaelis 1353, brach über das Kloster die dritteBrandkatastrophe herein (Witte, Historia S.766). Das vermutlich durchBrandstiftung ausgebrochene Feuer äscherte das ganze Kloster ein. Nurdie St. Johann-Baptist-Kapelle, in die man die Reliquien geflüchtet hatte,blieb verschont. Abt Friedrich begann sogleich mit dem Wiederaufbau,sein Nachfolger ließ aus Sicherheits gründen die Dächer nun mit Schiefereindecken.Seit der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts läßt sich unter denMönchen eine zunehmende Verweltlichung beobachten. Mehrere von ihnenwie Hermann von Smalenberg, Bertram de J ode, Otto Moneke undHeinrich Slingworm betrieben eifrig Geldgeschäfte und waren kaum mehrim Kloster anwesend. Hermann Smalenberg kaufte Hörige und Güter,Otto Moneke hielt Jagdhunde, kaufte Güter und wurde wegen seineraufreizenden Lebensweise in Haft genommen und mehrmals des Klostersverwiesen (vgl. § 61).Mit der inneren Unruhe und der sich mehr und mehr auflösendenDisziplin ging eine Jahrzehnte anhaltende äußere Bedrückung einher. SeitEnde des 14. Jahrhunderts bis um die Mitte des 15. Jahrhunderts wurdeLiesborn immer wieder in die Fehden der Landesherren, in die Soesterund in die Münstersche, verstrickt, ein Umstand, den das Kloster vorallem seiner Grenzlage zu verdanken hatte. Trotzdem haben es die bei denÄbte dieser Zeit, Hermann van dem Sande und Lubbert Oldehoff, verstanden,das Kloster vor dem Schlimmsten zu bewahren, ja es sogar wirtschaftlichund kulturell zu fördern. Abt Lubbert, ein Wissenschaftler und guterWirtschafter, beendete den von Abt Florin 1306 begonnenen Bau, wickelte

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!