Experimentalphysik III (Atomphysik)
Experimentalphysik III (Atomphysik)
Experimentalphysik III (Atomphysik)
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
100 Kapitel 5. Das Atommodell nach Rutherford, Bohr, Sommerfeld<br />
n − ∆(n, l) ist im allgemeinen eine nicht ganzzahlige Quantenzahl, n die dem H–Atom<br />
entsprechende ganzzahlige Hauptquantenzahl und ∆(n, l) der zu den Quantenzahlen n und l<br />
gehörende sogenannte Quantendefekt. Die empirisch bestimmten Zahlenwerte für Quantendefekte<br />
sind für s–Elektronen am größten, nehmen mit steigender Bahndrehimpulsquantenzahl l<br />
ab und sind weitgehend unabhängig von der Hauptquantenzahl n. Diese Quantendefekte erfassen<br />
empirisch die unterschiedlichen Abschirmungen, die die s, p, d, ...–Elektronen durch die<br />
Elektronen der inneren Schalen erfahren.<br />
Aber die Theorie von Bohr–Sommerfeld liefert keine Erklärung für Dubletts. Dubletts sind<br />
Doppellinien in den Spektren. Sie kommen dadurch zustande, daß alle Energieterme En,l von<br />
Atomen mit nur einem Valenzelektron in 2 Terme aufgespalten sind. Diese Tatsache kann erst<br />
mit der Spin–Bahn–Kopplung erklärt werden.<br />
5.7 Röntgenspektren, Auger–Effekt<br />
Zur Erinnerung:<br />
• 1895 Entdeckung der Röntgenstrahlen durch Röntgen.<br />
• 1908 Entdeckung der charakteristischen Strahlung (Röntgenspektren) durch Barkla.<br />
• 1912 Vermutung einer atomaren Schalenstruktur von (J.J. Thomson, Rydberg; vor<br />
Bohr!).<br />
• 1912 Entdeckung der Röntgeninterferenzen durch v. Laue.<br />
• 1913 Drehkristallspektrograph von Bragg.<br />
Röntgenstrahlen sind noch kurzwelliger als UV–Licht. Ihre Frequenzen sind also sehr hoch.<br />
Nach der Bohrschen Theorie müssen daher auch die Energieumsetzungen bei Quantensprüngen<br />
beträchtlich sein (1keV – 100 keV). Derart hohe Werte setzen energiereichere Elektronenbahnen<br />
voraus.<br />
Beim Beschuß von Antikathoden aus schweren Atomen mit beschleunigten Elektronen entstehen<br />
Röntgenstrahlen. Dazu zwei Erzeugungsmechanismen:<br />
1. Beschleunigung im Kernfeld, man erhält die Bremsstrahlung. (vgl. Kapitel 4.4)<br />
2. Ionisation innerer Schalen mit anschließender charakteristischer Strahlung (Röntgenspektren).<br />
Charakteristisches Emissionsspektrum: Es wird deshalb so genannt, weil es für das Material<br />
im gleichen Maße charakteristisch ist, wie das optische Emissionsspektrum für ein Gas oder<br />
einen Dampf. Das Spektrum der charakteristischen Strahlung ist ein Linienspektrum. Experimentell<br />
läßt sich das charakteristische Spektrum und das Bremsspektrum nicht trennen. Daher<br />
ist dem charakteristischen Spektrum stets das Bremsstrahlungsspektrum überlagert (vgl. Abbildung<br />
5.12).<br />
Allgemein gilt für charakteristische Spektren: Im Gegensatz zu den optischen Spektren, die sehr<br />
viele Linien mit recht komplizierter Abhängigkeit von der Kernladungszahl Z enthalten und