Experimentalphysik III (Atomphysik)
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Kapitel 9<br />
Mehrelektronensysteme<br />
9.1 Ununterscheidbarkeit der Teilchen, Erhaltung der<br />
Symmetrie: Fermionen und Bosonen<br />
In den vorangegangenen Kapiteln haben wir fast alle wesentlichen Erscheinungen, die bei Atomen<br />
auftreten, bereits besprochen, jedoch nur für ein einziges Elektron. Es wird sich herausstellen, daß<br />
vieles bei Mehrelektronensystemen ganz ähnlich ist. Beim Übergang zu Mehrelektronensystemen<br />
tritt aber ein neuer grundsätzlicher Effekt auf, der alle Vielteilchensysteme charakterisiert:<br />
Die Ununterscheidbarkeit der Teilchen.<br />
Wir beschränken uns zunächst auf zwei Teilchen, die in einem gemeinsamen Potential gebunden<br />
sein sollen, z.B. zwei Teilchen im Kastenpotential oder zwei Teilchen im Coulombpotential (He–<br />
Atom), die Erweiterung auf mehrere Teilchen ist später einfach.<br />
Wählen wir nun als Beispiel das Rechteckpotential. Die das System charakterisierende Wellenfunktion<br />
ψ1,2 = ψ1 (1) · ψ2 (2) hängt dann von den beiden Teilchen 1und 2 ab:<br />
E 2<br />
E 1<br />
Abb. 9.1: Energiebesetzung<br />
zweier Teilchen im Rechteckpotential.<br />
ψ 1,2 soll bedeuten, Teilchen 1befindet sich im Zustand mit der<br />
Energie E 1 und Teilchen 2 im Zustand mit der Energie E 2 . Eine<br />
wichtige Vorraussetzung soll nun sein, daß die Wechselwirkung<br />
der Teilchen untereinander vernachläßigt werden kann. Wir haben<br />
dann E ges = E 1 +E 2 und sprechen von einem Modell unabhängiger<br />
Teilchen. Unter diesen Vorraussetzungen hängt der Potentialterm<br />
des Hamiltonoperators nicht von der Wechselwirkung zwischen<br />
beiden Teilchen ab. Er lautet dann<br />
�H = � H 1 + � H 2 =<br />
� 2 �p 1<br />
2m + � � � 2 �p 2<br />
V (r1 ) +<br />
2m + � �<br />
V (r2 ) .<br />
Wenn nun � H1ψ1 (1) = E1ψ1 (1) und � H2ψ2 (2) = E2ψ2 (2) ist, so ist � Hψ1,2 = Egesψ1,2 mit ψ1,2 =<br />
ψ1 (1) · ψ2 (2) und Eges = E1 + E2 eine spezielle Lösung von � H, denn durch einfache Rechnung<br />
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