Experimentalphysik III (Atomphysik)
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132 Kapitel 6. Atomare magnetische Momente, Richtungsquantelung<br />
∗ 6.10 (gs − 2)–Experiment<br />
Die Dirac–Theorie liefert für den g s Faktor des Elektrons den Wert g s = 2. Die Berücksichtigung<br />
der Wechselwirkung des Elektrons mit seinem eigenen Strahlungsfeld (QED–Effekte) liefert einen<br />
um etwa 1<br />
1000 höheren Wert.<br />
gs =<br />
�<br />
2 1+ α<br />
�<br />
α<br />
�2 �<br />
α<br />
�3 �<br />
α<br />
� �<br />
4<br />
− 0.328478 ... + a6 + O<br />
2π π π π<br />
(gs − 2) Theor. = 0.002319310(6)<br />
Die Präzisionsmessungen von (gs − 2) erfolgten an der University of Michigan durch Crane und<br />
Mitarbeiter. Die Messungen beruhen auf dem Vergleich der Frequenzen:<br />
Zyklotronfrequenz (Umlauffrequenz) mvω = evB � ωc = e<br />
m B<br />
und Larmorfrequenz ω L = ω s = g s µ B B<br />
�<br />
= g s<br />
2<br />
e<br />
m B<br />
Wenn g s =2wäre, wären ω c und ω s identisch und der Spin des Elektrons müßte immer senkrecht<br />
zum Impuls stehen. Wegen der Abweichung des g–Faktors von 2 tritt aber eine zusätzliche Präzession<br />
von �s und �p e auf, die eine empfindliche Messung ermöglicht. Ein gepulster Elektronenstrahl<br />
von 100 ns Länge und 100 kV Energie wird zunächst an einer Goldfolie gestreut.<br />
Zunächst Mott–Streuung � Transversalpolarisation, die durch die Coulombstreuung um 90◦ abgelenkten Elektronen werden durch die Spin–Bahn–Kopplungsenergie senkrecht zur Impulsrichtung<br />
polarisiert. Sie laufen dann in ein Magnetfeld von 0.1T, dessen Feldverlauf so gewählt<br />
ist, daß an beiden Seiten magnetische Spiegel entstehen. Durch geeigneten Spannungsstoß zwischen<br />
Metallzylindern werden sie so verlangsamt, daß sie die Feldregion nicht mehr verlassen<br />
können und zwischen den magnetischen Spiegeln hin und her pendeln. Nach gewisser Zeit T<br />
wird durch erneuten Spannungsstoß der Weg zur zweiten Streufolie, die als Analysator für die<br />
Polarisationsrichtung wirkt, freigeben. Dadurch kann man die Spinstellung von �s relativ zur<br />
Impulsrichtung der Elektronen als Faktor der im Feld verbrachten Zeit T beobachten. Wegen<br />
ωs �= ωl wird Transversalpolarisation → Longitudinalpolarisation → Transversalpolarisation. Die<br />
Mott–Streuung ist nur empfindlich auf eine Transversalpolarisation. Damit Zählrate im Detektor<br />
als Funktion von T → Schwebungsfrequenz.<br />
Ts = 2π<br />
ωs − ωl Ergebnis (1972): (gs − 2) exp =0.00231934(7)<br />
Ein neueres und genaueres Experiment wurde von Dehmelt und Mitarbeitern 1977 durchgeführt<br />
(Nobelpreis 1989). Die Messung ist ein<br />
gs e<br />
ωs − ωc 2mB − m =<br />
ωc B<br />
e<br />
mB = gs 2 − 1=g s − 2<br />
–Experiment.<br />
2<br />
Das Experiment beruht auf der Messung der Energieaufnahme eines einzelnen Elektrons, eingefangen<br />
in einer magnetischen Flasche.<br />
Man erhält<br />
gs 2 = ωs =1.001159625410 (200) (12 Stellen!)<br />
ωc