Experimentalphysik III (Atomphysik)
Experimentalphysik III (Atomphysik)
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Kapitel 5<br />
Das Atommodell nach<br />
Rutherford, Bohr, Sommerfeld<br />
Vorbemerkung: Bevor wir mit der Darstellung der Atommodelle beginnen, sei der Leser darauf<br />
aufmerksam gemacht, daß die Autoren sich an die historische Entwicklung der damals gefundenen<br />
Atommodelle halten. Die erzielten Ergebnisse sind deshalb nicht falsch, sie liefern jedoch meist<br />
nur die halbe Wahrheit. Die ” ganze“ Wahrheit wird uns erst die Quantenmechanik liefern. Diese<br />
Tatsache sollte dem Leser stets bewußt sein und er wird deshalb an den entsprechenden Stellen<br />
darauf hingewiesen.<br />
5.1 Rutherfordsches Atommodell, Rutherfordsche<br />
Streuformel<br />
Durch Rutherfords Messung des Wirkungsquerschnitts beim Stoß zwischen α–Teilchen (He–<br />
Kernen) und Atomen kamen Zweifel an der Richtigkeit des Thomson–Modells auf: Geiger und<br />
Marsden fanden heraus, daß der Großteil der α–Teilchen unter sehr kleinen Winkeln gestreut<br />
wurde. Es gab jedoch auch Streuung unter großen Winkeln und sogar Rückwärtsstreuung. Da<br />
α–Teilchen sehr schwer sind (mehr als 7000 mal schwerer als Elektronen) und da sie in diesem<br />
Experiment hohe Geschwindigkeiten hatten, mußten also starke Kräfte auf sie eingewirkt haben,<br />
um solch ausgeprägte Ablenkungen zu verursachen. Rutherfords Idee war nun, daß diese Streuung<br />
eine Streuung am Coulombpotential eines Atomkerns war. Im sehr kleinen (punktförmigen)<br />
positiv geladenen Kern sei fast die gesamte Masse des Atoms vereinigt, um den sich die Elektronen<br />
wie Planeten um den Kern bewegen. Das Coulombpotential würde dann eine Zentralkraft<br />
bewirken und nach der klassischen Mechanik müßte die Bahnkurve dann ein Kegelschnitt sein<br />
(Keplerproblem). Da es sich um eine Streuung handelt, erhalten wir also eine Hyperbel.<br />
Dieses Modell führt zur Rutherfordschen Streuformel (5.1.1), wenn man ausschließlich die<br />
Coulombabstoßung zwischen der Kernladung und der Ladung der α–Teilchen berücksichtigt.<br />
Wir berechnen jetzt mit diesem Modell die Abhängigkeit der Streuwahrscheinlichkeit vom<br />
Ablenkwinkel.<br />
Zur Bestimmung von a in Abbildung 5.1benutzen wir den Energie– und Drehimpulserhaltungssatz.<br />
v ∞ sei die Geschwindigkeit des Teilchens im Unendlichen und v P die Geschwindigkeit<br />
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