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Entwicklung des Kopfschutzes fuer den Feuerwehrmann

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3. Magirus: Von der Notwendigkeit <strong>des</strong> Helms<br />

Neben dem Feuerwehrinitiator Carl Metz (Heidelberg) gab es in der Zeit der ersten deutschen<br />

Feuerwehrgründungen einen weiteren hoch wichtigen Mann für die deutsche Feuerwehrentwicklung<br />

– Conrad Dietrich Magirus aus Ulm. Magirus orientierte sich nicht an der Militärhelmmode, sondern<br />

konzipierte einen, einzig für die Feuerwehrpraxis geeigneten Helm. Schon im Jahr 1850 schrieb<br />

Magirus, der größte Förderer <strong>des</strong> deutschen Feuerlöschwesens seiner Zeit, in seinem Buch „Alle Theile<br />

<strong>des</strong> Feuer-Lösch-Wesens“:<br />

Die Nothwendigkeit <strong>des</strong> Helms, als einzig zweckmäßige Kopfbedeckung der Steiger, ist anerkannt. – In <strong>den</strong><br />

Formen, welche in <strong>den</strong> verschie<strong>den</strong>en Städten angenommen wurde, herrscht die größte Verschie<strong>den</strong>heit;<br />

es scheint jedoch bei manchen mehr Rücksicht auf Schönheit als auf Zweckmäßigkeit genommen zu sein,<br />

und es sind z.B. die hohen Kämme auf <strong>den</strong> Pariser und Genfer Helmen sehr hübsch, können aber dem<br />

Steiger, bei Aus= und Einsteigen durch Fensteröffnungen nur hinderlich sein. [1]<br />

Magirus lebte für das Feuerlöschwesen. Als Kommandant der Ulmer Feuerwehr stand er nicht nur tief<br />

in der Praxis, als Erfinder und Fabrikant für Feuerwehr-Requisiten versuchte er stets die Ausrüstung<br />

der Feuerwehren zu verbessern. In seinem ersten Buch von 1850 beschreibt er weit reichend über seine<br />

Vorstellung, wie ein praxisnaher Feuerwehrhelm gestaltet sein soll:<br />

Nach der Zeichnung Fig. 1, soll der Kopf <strong>des</strong> Helms 5 württ. Zoll [14,3 cm], der Kamm ¾ Zoll [2,15 cm]<br />

hoch sein; der Schild, welcher sich um <strong>den</strong> ganzen Helm herumzieht, ist vorn und hinten 1¾ Zoll [5 cm],<br />

an der Seite 1 Zoll [2,86 cm] breit. Der Helm ist von getriebenem Messing, und oben dicker als unten,<br />

weil herabfallende Gegenstände an der Seite <strong>des</strong> Helms nur streifen können, oben aber mit aller Kraft<br />

auffallen; der Kamm ist von ganz starkem Blech und gibt dem Helm die nöthige Festigkeit. Das Futter<br />

ist von Leder; ebenso die Sturmbänder, welche, unter dem Schild, an <strong>den</strong> Kopf <strong>des</strong> Helms angenäht<br />

wer<strong>den</strong>. Das Gewicht eines solchen Helmes ist 1½ bis 1¾ Pfund [0,750 – 0,875 kg]. [1]<br />

Selbst über die Kennzeichnung der Führungskräfte in Form von Helmkennzeichnungen lässt sich<br />

Magirus damals schon aus:<br />

Die Auszeichnung der Commandiren<strong>den</strong> muß dieselbe als solche und auf einige Entfernung kenntlich<br />

machen. Der Obrist erhält einen Helm mit weißem Roßhaarbusch, die Adjutanten erhalten Helme mit<br />

weiß und rothem Roßhaarbusch, die Obmänner erhalten Helme mit rothem Roßhaarbusch. [1]<br />

Helme für Feuerwehrleute waren zu dieser Zeit nur für die Teile der Feuerwehr als notwendig erachtet,<br />

die unmittelbar am Brandherd oder bei <strong>den</strong> Einreißkommandos arbeiteten. Der bedeutende Kenner <strong>des</strong><br />

Feuerlöschwesens und Redakteur der ersten deutschen Feuerwehrzeitung, Dr. F. G. Kapff aus Stuttgart,<br />

schreibt 1862 hierzu:<br />

Eine Uniformierung ist, wo die Mittel fehlen, nicht nothwendig; die Führer aber sollten Mützen haben.<br />

Eine Mütze von Wachstuch in der Form der Militärmützen, ohne weitere Verzierung, wäre hinreichend.<br />

Der Helm ist auf dem Lande, wo niedrigere Gebäude und weitere Straßen selten Gefahr drohen, entbehrlich.<br />

[2]<br />

4. Der Messinghelm setzt sich durch<br />

In <strong>den</strong> Gründungsjahren waren noch viele Helmmaterialien verbreitet. Es gab leichte Filzhelme, wie sie<br />

die Bürgerwehren gerne getragen haben. Diese schie<strong>den</strong> aber wegen der geringen Schutzfähigkeit bald<br />

aus [4]. Auch Eisenblechhelme gab es. Diese fand man aber eher selten, weil sie schwerer waren, als die<br />

Messing- oder Lederhelme. Sicherlich war es das Wirken von Magirus (ab 1853 Organisator der ersten<br />

deutschen Feuerwehrtage), der ein Verfechter <strong>des</strong> Messinghelms war, dass sich in seinem Heimatland<br />

Württemberg die Messinghelme durchsetzten und in der großen Mehrzahl bei <strong>den</strong> württembergischen<br />

Feuerwehren zu fin<strong>den</strong> waren.<br />

1877 schrieb Magirus in seinem erweiterten Handbuch für das Feuerlöschwesen über die<br />

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