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Entwicklung des Kopfschutzes fuer den Feuerwehrmann

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Die “Gugelhub”<br />

Zusammenfassung<br />

Irgendwann in grauer Vorzeit setzte sich die Erkenntnis durch, bei kriegerischen Auseinandersetzungen<br />

<strong>den</strong> Kopf als Sitz der Steuerung lebenswichtiger Funktionen gegen mechanische Einwirkung zu schützen.<br />

Der Helm wurde erfun<strong>den</strong>. Antike Darstellungen nackter, nur mit Helm und Schwert versehener<br />

Heroen, symbolisierten Schutz und Wehrhaftigkeit.<br />

Der preußische Heeresreformer General Carl von Clausewitz setzte die schon <strong>den</strong> Römern bekannt gewesene<br />

Erkenntnis um, dass dem Helm auch Führungsfunktionsmerkmale und – wie das der Psychologe<br />

Dr. Hans-Joachim Korves in einem Artikel über das menschliche Sozialverhalten im SPIEGEL Nr. 37/<br />

2007 ausdrückte – eine „Eigengruppenfavorisierung und Fremdgruppenablehnung“ zugeordnet wer<strong>den</strong><br />

konnten – wichtige Regeln der Psychologie der Menschenführung.<br />

Diese herausheben<strong>den</strong> Helmkennzeichnungen führten letztlich zu Prunk- und Protzhelmen, die dem<br />

Ego ihres Trägers dienten, Macht und Reichtum demonstrierten und der Schutzfunktion diametral zuwiderliefen.<br />

Leider folgten auch die Feuerwehren diesem Trend, vielleicht auch <strong>des</strong>halb, weil sie für ihre<br />

Zwecke billig Restbestände an Helmen <strong>des</strong> Militärs kaufen konnten.<br />

Eine Wende hin zu einem wirklichen Schutzhelm zeichnete sich erst im Weltkrieg 1914-1918 ab.<br />

Im zivilen Bereich <strong>des</strong> Bergbaus folgte man dem Trend zu Prunk- und Protzhelmen nicht. Bei <strong>den</strong><br />

schwierigen und gefährlichen Arbeiten unter Tage brauchte man einen einfachen und wirksamen Schutz,<br />

wie ihn die bei<strong>den</strong> hier von mir herausgestellt und beschriebenen Kugelhauben boten. Sie waren leicht,<br />

im Vergleich zu vielen Militärhelmen sehr preisgünstig, ihre Schutzfunktionen ausreichend, die<br />

Polsterungen ließen sich waschen, gegen die Nässe in <strong>den</strong> Stollen half Einfetten <strong>des</strong> Leders und letztlich<br />

ließ sich auch ein Nackenschutz anbringen. Sie konnten beim Einsatz einer Grubenwehr auch<br />

keine Schlagwetter bil<strong>den</strong><strong>den</strong> Funken reißen (ich <strong>den</strong>ke in diesem Zusammenhang an meine Dienstzeit<br />

bei einer Berufsfeuerwehr, wo – um mögliche Zündfunken zu verhindern – die Stiefelsohlen mit<br />

Holznägeln aufgenagelt, die Atemschutzmaskenbehälter aus Leder gefertigt wur<strong>den</strong>, Kleidungsstücke<br />

aus Kunstfasern wegen der Gefahr von mit Abrissfunken verbun<strong>den</strong>en statischen Aufladungen verboten<br />

waren, auf dem Kopf aber nach wie vor ein Stahlhelm saß, der beim Herabfallen oder Anstoßen an<br />

Gestein oder Metall Funken schlagen konnte).<br />

Gemessen an <strong>den</strong> damaligen technischen Möglichkeiten erfüllte die Kugelhaube so schon zu Beginn der<br />

Neuzeit fast alle Anforderungen, die wir heute an moderne Schutzhelme stellen. Viele ihrer Eigenschaften<br />

sind in die <strong>Entwicklung</strong> <strong>des</strong> <strong>Kopfschutzes</strong> für <strong>den</strong> <strong>Feuerwehrmann</strong> eingegangen. Erst in der zweiten<br />

Hälfte <strong>des</strong> 20. Jahrhunderts verlor die lederne „Gugelhub“ an Bedeutung und wurde durch moderne<br />

Kunststoffhelme ersetzt.<br />

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