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Entwicklung des Kopfschutzes fuer den Feuerwehrmann

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Magirus plädierte damals aus Grün<strong>den</strong> der Sparsamkeit dafür, nur die Steiger, Retter und Chargierten<br />

mit Helmen auszurüsten, d.h. diejenigen, die durch ihre Funktion durch herabfallende Gegenstände<br />

gefährdet waren. Der Rest der Mannschaft sollte Feuerwehrmützen tragen. Auch das Nackenleder, wie<br />

es am Mannschaftshelm der Berliner Feuerwehr bereits üblich war, fand große Beachtung und Wertschätzung.<br />

In Norddeutschland und in der Schweiz wur<strong>den</strong> sogar gewöhnliche Helme hin und wieder<br />

mit solchen Nackenledern versehen. Magirus hatte schon 1877 das zuvor angenähte Nackenleder so<br />

hergestellt, dass dieses nach Bedarf am Helm oder an der Mütze befestigt bzw. entfernt wer<strong>den</strong> konnte.<br />

Die Chargen-Auszeichnungen, so war man damals der Ansicht, sollten auf das Nötigste beschränkt bleiben.<br />

Übertriebene Verzierungen wür<strong>den</strong> nicht dazu beitragen, die Autorität <strong>des</strong> Kommandieren<strong>den</strong> zu<br />

erhöhen oder das Ansehen <strong>des</strong> Korps bei der Bevölkerung zu steigern.<br />

Der Rosshaarbusch<br />

Den Kommandieren<strong>den</strong> sollte man, ohne langes Nachfragen, bei Tag und Nacht gut ausfindig machen<br />

können. Aufgrund dieser Überlegung wurde ca. 1850 der Rosshaarbusch eingeführt. Im damaligen Land<br />

Ba<strong>den</strong> wurde der Rosshaarbusch auch «Schwapp», in Offenburg «Wedel» genannt. Hatte der Betreffende<br />

eine durchschnittliche Körpergröße, so konnte man <strong>den</strong> Busch auf dem ganzen Brandplatz sehen und<br />

jeder der <strong>den</strong> «Buschträger» suchte, konnte auf ihn verwiesen wer<strong>den</strong>.<br />

Auf einer Fotografie vom 24. Mai 1857 der Stuttgarter Feuerwehr auf dem Schlossplatz sind bereits<br />

Helme mit Rosshaarbusch zu sehen.<br />

Helmbüsche gaben die taktische Stellung <strong>des</strong> Helmträgers (Funktionsbereich) zu erkennen, entarteten<br />

jedoch oft zum Statussymbol. Folgende Kennzeichnung war vorgesehen: Kommandant: weißer Rosshaarbusch<br />

(man vertrat die Meinung, dass nachts keine Farbe besser sichtbar war); Stellvertreter: weißrot<br />

(in Bayern rot); Abteilungskommandanten bei größeren Feuerwehren: rot seitlich; Hauptleute: rot<br />

seitlich; Oberleutnant: rot-weiß; Leutnant: rot; Requisitenmeister: schwarz; Spritzenmeister: rote, wollene<br />

Raupe seitlich.<br />

4. Lederhelme im Deutschen Reich – Einführung der Pickelhaube<br />

Die Militärhelme mussten konstant der wachsen<strong>den</strong> Effizienz der Waffen angepasst wer<strong>den</strong> und gelten<br />

so als bedeutende Sachzeugen militärtechnischer <strong>Entwicklung</strong>. Nebst Kopfschutz waren sie mit<br />

ihren Emblemen und Hoheitsabzeichen auch Symbol der Stan<strong>des</strong>- und Lan<strong>des</strong>zugehörigkeit und sind<br />

somit historische Zeugen der Kulturgeschichte gewor<strong>den</strong>. Zu Beginn <strong>des</strong> 19. Jahrhunderts hatte sich<br />

in fast allen europäischen Armeen der «Tschako» als Kopfbedeckung durchgesetzt und prägte auch in<br />

der preußischen Armee dreieinhalb Jahrzehnte lang das Erscheinungsbild der Soldaten. Entsprach der<br />

Tschako noch der damaligen allgemeinen Modeentwicklung – die zivile Kopfbedeckung war der Zylinder<br />

–, so hatte der am 23. Oktober 1842 neu eingeführte Lederhelm (mit Spitze) für die Truppen <strong>des</strong><br />

«Königreiches Preußen» ein recht eigenwilliges, geradezu martialisches Aussehen. Für die nächsten 75<br />

Jahre sollte dieser Helm zum Symbol <strong>des</strong> «preußisch-deutschen Militarismus» wer<strong>den</strong>. Da die Truppen<br />

nach wie vor mit umständlich zu handhaben<strong>den</strong> Vorderladergewehren ausgerüstet waren, musste dem<br />

Nahkampf wesentliche Bedeutung zugeschrieben wer<strong>den</strong>. Daher kam es in der Hauptsache darauf an,<br />

mit dem Helm Blankwaffen- und Kolbenhiebe abfangen und abgleiten lassen zu können. Kein Helmtyp<br />

konnte jedoch Schutz gegen feindliche Kugeln bieten.<br />

Die auf einem stabilen Kreuzblatt ruhende hohe Spitze <strong>des</strong> neuen Helmes verstärkte <strong>den</strong> Scheitelpunkt<br />

erheblich. Die breiten Schuppenketten, die Hinterschiene und nicht zuletzt das große Emblem <strong>des</strong> ledernen<br />

Helmes – heraldischer Adler mit <strong>den</strong> Buchstaben FR (Fridericus Rex) auf der Brust – machten ihn<br />

relativ hieb- und stichfest. Während sich der Tschako aus Filz bei Regen voll Wasser sog, unerträglich<br />

schwer wurde und im Gelände oft nur mit Mühe auf dem Kopf gehalten wer<strong>den</strong> konnte, so schützte<br />

nun die starke Lederglocke <strong>den</strong> Soldaten besser gegen Regen und auch Sonne. Die weit ausla<strong>den</strong><strong>den</strong><br />

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