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Entwicklung des Kopfschutzes fuer den Feuerwehrmann

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in seine einzelnen Bestandteile zu zerlegen. Diese Maßnahme erwies sich später bei fast allen Helmen<br />

als notwendig, da sich in <strong>den</strong> meisten Fällen zwischen Helmglocke und Helmrand Schadinsekten, wie<br />

Motten, etc., eingenistet hatten und dadurch das Leder beschädigt war. Der Schädlingsbefall veranlasste<br />

uns, die Helme im Gasschrank mit Methylbromid zu begasen. An Hand eines Beispieles – einem einfachen<br />

Mannschaftshelm – möchte ich <strong>den</strong> Arbeitsablauf erläutern.<br />

Die verbeulte Helmglocke wurde vom Helmrand gelöst, indem das noch zum Teil vorhan<strong>den</strong>e, gepechte<br />

Schustergarn durchschnitten wurde. Nach dem Lösen und Entfernen der Nieten und <strong>des</strong> Emblems an<br />

der Stirnseite konnte der Kamm abgenommen wer<strong>den</strong>. Somit lagen die Einzelteile samt Innenfutter und<br />

Sturmriemen vor uns. Die Lederteile wur<strong>den</strong> nun mit einer trockenen Bürste vom groben Schmutz und<br />

Staub gereinigt, sowie die Helmglocke in warmem Wasser eingeweicht. In nun erweichtem Zustand<br />

wurde sie auf einen entsprechen<strong>den</strong> Holzmodel gestülpt und in Aceton entwässert, um anschließend im<br />

Heizschrank bei ca. 40° C zu trocknen. Um einem etwaigen Pilzverfall vorzubeugen, wurde Xylamon<br />

Kombi Hell als Fungicid mittels Pinsel aufgetragen. Nach der erfolgten Rückformung der Helmglocke<br />

kitteten wir die Stellen, wo der ursprüngliche Teerlackanstrich abgeplatzt war, mit Sandspachtelmasse<br />

aus. Plangeschliffen wur<strong>den</strong> die ergänzten Stellen mit Glaspapier Diamant S 64, um anschließend mit<br />

einem schwarz-matten Kunstharz Emaillack ausgebessert zu wer<strong>den</strong>. Das trockene Leder tränkten wir<br />

nun vom Helminneren her mit angewärmtem und mit Toluol verdünntem Lederöl. In vorliegendem Falle<br />

entschie<strong>den</strong> wir uns für Collonil, ein säurefreies, weder Tran noch Pflanzenöle enthalten<strong>des</strong> Produkt von<br />

elastisch-zäher Beschaffenheit, welches weder verharzt noch eintrocknet. Die Metallteile – Beschläge<br />

aus Messingblech – wur<strong>den</strong> im Ultraschallbad von anhaften<strong>den</strong> Poliermitteln (die Helme wur<strong>den</strong> von<br />

ihren Trägern von Zeit zu Zeit mit Sidol u. ä. auf Hochglanz gebracht) und fettigen Verschmutzungen<br />

gereinigt. Verwendet wurde eine Reinigungsanlage der Marke Bandelin (Sonorex – Rapid) mit der<br />

Reinigungslösung Tickopur RW 77, welche 1:9 mit Wasser verdünnt wurde. Anschließend wurde<br />

mit SK 500, einer Spüllösung mit hoher Wasseraufnahmefähigkeit, gespült. Um <strong>den</strong> ursprünglichen<br />

Hochglanz zu erzielen, tauchten wir die Beschläge kurz in verdünnte Salzsäure und polierten unter<br />

Fließwasser mit in flüssiger Seife getränkter (um ein Zerkratzen der Oberfläche zu verhindern) Spezial-<br />

Stahlwolle der Sorte 00. Die Neutralisierung erfolgte mit einer Sodalösung, entwässert wurde mit<br />

Aceton, und anschließend erhielten die Metallteile, um ein neuerliches oxidieren zu verhindern, einen<br />

Anstrich aus Paraloid. Den Flugrost auf dem aus Eisenblech gefertigten Helmrand entfernten wir<br />

mit einer rotieren<strong>den</strong> Scheibendrahtbürste und versahen ihn mit einem schwarzen Lackanstrich (wie<br />

schon bei der Helmglocke angeführt). Mit verzinktem Draht wurde dann der Helmrand wieder an der<br />

Helmglocke befestigt. Die Beschriftung am Stirnemblem „Freiwillige Feuerwehr“ und <strong>den</strong> jeweiligen<br />

Ortsnamen malten wir mit schwarzer, bzw. roter Künstlerölfarbe, die mit dem Malmittel Rembrandt 3<br />

versetzt wurde, nach. Abschließend wur<strong>den</strong> die Teile zusammengesetzt, und der fertige Helm wurde bis<br />

zur Ausstellung staubfrei gelagert.<br />

Mit <strong>den</strong> unter Gruppe B) angeführten Helmen wurde ähnlich verfahren, wobei jedoch solch ein Objekt aus<br />

bis zu fünfundsechzig Einzelteilen bestehen kann; was sich natürlich auf die Dauer <strong>des</strong> Arbeitsprozesses<br />

entsprechend auswirkt. Bis jetzt wur<strong>den</strong> ca. 100 Helme auf diese Weise restauriert.“<br />

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