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Entwicklung des Kopfschutzes fuer den Feuerwehrmann

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Die Kugelhaube.<br />

Im Dialekt ihres Verbreitungsgebietes, das von Tirol bis Lothringen reichte, auch „Gugelhub” genannt,<br />

hatte sie in etwa die Form einer Halbkugel. Die noch heute verbreitete Backform für einen „Gugelhupf”<br />

genannten Hefekuchen leitet sich wohl vom Erscheinungsbild der Kugelhaube ab.<br />

Schon 1590 findet sich in der mir zugänglich gewor<strong>den</strong>en Literatur eine erste Beschreibung dieses sicher<br />

schon viel älteren <strong>Kopfschutzes</strong>.<br />

In einer Auflistung von Ausrüstungsteilen für Bergknappen in Schwaz einen vor <strong>den</strong> Zillertaler Alpen<br />

am Inn gelegenen Ort in <strong>des</strong>sen Umfeld sich mehrere Silber- und Kupferminen befan<strong>den</strong> wird die<br />

Gugelhub sinngemäß ins Hochdeutsche übersetzt so beschrieben: „Die eingefettete lederne Gugelhub<br />

ist ausgestopft mit geflochtenen weichen Tüchern, die sich herausnehmen und waschen lassen. Sie hat<br />

einen bis auf die Schulter reichen<strong>den</strong> ledernen Nackenschutz, der an der Haube angepecht ist”. (Bild<br />

1 zeigt an einem neuzeitlichen Modell wie die Polsterung mit geflochtenen Tüchern ausgesehen haben<br />

kann und wie sie mittels Riemen, Strick oder Band an dem an der Haube verklebten Nackenschutz verbun<strong>den</strong><br />

wurde und diese Verbindung gleichzeitig <strong>den</strong> Helm am Kopf fixierte).<br />

Bei der Herstellung der Kugelhaube verband man 2 Hartleder-Kugelsegmente durch einen aufgenähten<br />

Kammstreifen und einen umlaufen<strong>den</strong> Wulst (Bild 2 zeigt eine solche Ausführungsvariante der damaligen<br />

Gugelhub). Da man die Kugelhauben in vielen kleinen Handwerksbetrieben produzierte, wichen sie<br />

in ihrem Aussehen mehr oder weniger stark voneinander ab. Auch haperte es wohl noch daran, halbkugelige<br />

Hartlederhohlkörper an einem Stück herstellen zu können.<br />

Für eine gewisse „Neuordnung” <strong>des</strong> Bergwesens im südwestdeutschen Bereich sorgte Fürst Wilhelm<br />

Heinrich von Nassau Saarbrücken, der im 18. Jahrhundert die meisten Gruben verstaatlichen ließ.<br />

In Diderots Enzyklopädie 1762 1777 zeigt die Bildtafel 343 eine zu dieser Zeit eingeführte lederne<br />

Kugelhaube, die in ihrer Ausführung weitgehend ihren Vorgängern glich (Bild 3).<br />

Im Gegensatz zu <strong>den</strong> z. T. bombastischen Auswüchsen bei der Fortentwicklung von Militärhelmen,<br />

die deren ursprünglicher Schutzfunktion oft extrem widersprachen, blieb die Kugelhaube ein einfacher<br />

und sehr zweckmäßiger Kopfschutz. Mit nur geringen Abweichungen wie z.B. der Anbringung eines<br />

Augenschirms, einer Halterung für eine Helmleuchte und <strong>den</strong> Ersatz <strong>des</strong> Tüchergeflechts durch die<br />

Innenausstattung mit Kopfpolstern, fand die Kugelhaube bis in unsere Zeit hinein Verwendung so vor<br />

allem auch bei <strong>den</strong> Grubenwehren.<br />

Quellen:<br />

Agricola, Georg: Zwölf Bücher vom Berg- und Hüttenwesen, München 1977<br />

Diderot - Enzyklopädie 1762-1777, Bildband I Tafel 343 Figur 5<br />

Klebelsberg, A.: Schwazer Buch, Innsbruck 1951<br />

Korves, Hans-Joachim: Über das menschliche Sozialverhalten, SPIEGEL Nr. 37/2007<br />

Mutschlechner, Georg: Die Tiroler Bergwerksverwandten, Innsbruck 1965<br />

Soyener, Johannes: Der Meister <strong>des</strong> siebten Siegels, Bergisch-Gladbach 1997<br />

Winkelmann, Heinrich: Schwazer Bergbuch, Faksimile-Ausgabe der Handschrift „Codex 10.852, Graz,<br />

1989<br />

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