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Entwicklung des Kopfschutzes fuer den Feuerwehrmann

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B. Verleihung wann, wo und an wen etc.) handelt es sich lediglich um ein historisch nahezu wertloses<br />

Anschauungsobjekt. Findet sich dagegen im Rahmen eines Nachlasses das vergleichsweise finanziell<br />

wertlose, da extrem häufige Exemplar in Bronze, dafür allerdings damit verbun<strong>den</strong> der dazugehörige<br />

rekonstruierbare historische Kontext (verliehen am soundsovielten an <strong>Feuerwehrmann</strong> Florian<br />

Mustergültig, seinerseits als Urenkel <strong>des</strong> Gründers in vierter Generation in derselben Wehr aktiv etc.),<br />

so stellt dieses Stück ein ungleich wertvolleres Zeitzeugnis der Feuerwehrgeschichte dar.<br />

Um ein historisches Objekt in seinen übergreifen<strong>den</strong> historischen Kontext zu stellen, hat sich die allgemeine<br />

Geschichtsforschung bis weit in die 2. Hälfte <strong>des</strong> 20. Jahrhunderts nahezu ausschließlich der<br />

klassischen Archivalien (Akten, Briefe, Tagebuchaufzeichnungen, Zeitungsberichte, Filmdokumente<br />

und Fotografien) bedient. Bei <strong>den</strong> Tagebuchaufzeichnungen und Briefen setzt bereits eine Grauzone<br />

ein, in der sich die Überlieferungsform niederzuschlagen beginnt, die man im erweiterten Sind durchaus<br />

als ›Oral History‹ umreißen kann. Die Feuerwehrgeschichte hat sich ihrer bis heute leider kaum bedient<br />

und durch <strong>den</strong> zwischenzeitlichen Tod vieler potentieller Zeitzeugen sind wichtige historische Quellen<br />

unwiderruflich verloren.<br />

Feuerwehrgeschichte als Sondergebiet der Industriegeschichte<br />

Feuerwehrgeschichte stellt ein Sondergebiet der Industriegeschichte dar, die mit ihren umfangreichen<br />

zeit-, sozial- und kulturgeschichtlichen Aspekten weit über eine reine Technik- und Wirtschaftsgeschichte<br />

hinausreicht. Will sie als ernstzunehmende Forschungsdisziplin anerkannt wer<strong>den</strong>, so muss sie sich auch<br />

der adäquaten Methodik bedienen.<br />

An dieser Stelle kommen wir nicht umhin, <strong>den</strong> Begriff der ›Industriearchäologie‹ anzusprechen;<br />

diesbezüglich sei besonders verwiesen auf: Slotta Rainer, Einführung in die Industriearchäologie,<br />

Darmstadt 1982. Slotta (S. 150 ff.): »Nach dem Ende <strong>des</strong> Zweiten Weltkrieges stan<strong>den</strong> verständlicherweise<br />

der Aufbau und die Rekonstruktion der Kunst<strong>den</strong>kmäler in ihrer ganzen Vielfalt im Vordergrund<br />

der Bemühungen; außerdem beherrschte in <strong>den</strong> 40er, 50er und noch in <strong>den</strong> 60er Jahren das vom<br />

Nationalsozialismus geprägte „verherrlichende Bild <strong>des</strong> technikschaffen<strong>den</strong> Ingenieurs und mit der<br />

Technik ringen<strong>den</strong> deutschen Arbeiters“ die Vorstellung und stand der Dokumentation und Erhaltung<br />

technischer Denkmäler hinderlich im Wege. Lediglich vereinzelte technische Denkmäler, die in ganz<br />

besonderem Ausmaß mit ästhetischen Reizen versehen waren wie die Kranbauten an Rhein, Main und<br />

Mosel oder schlossähnliche Fabrikbauten erregten das Interesse der Denkmalpflege. […]« Slotta unterstreicht<br />

weiter: »[…], daß das Endziel der Industriearchäologie nicht das Objekt selbst sei, sondern<br />

dass sie durch Einbeziehung der materiellen Überreste in die Forschung zur Erkenntnis <strong>des</strong> Werdegangs<br />

der Wirtschaft und Gesellschaft beizutragen habe. […] Die Bedeutung dieser Denkmäler muß in <strong>den</strong><br />

Kontext der Sozial- und Technikgeschichte gestellt wer<strong>den</strong>.« Der Begriff <strong>des</strong> Denkmals ist selbstre<strong>den</strong>d<br />

ebenso auf immobile (z. B. historische Feuerwachen) wie auf mobile (historische Kleinobjekte) anzuwen<strong>den</strong>;<br />

d. h. auch die Krawattennadel stellt in diesem Sinne ein Denkmal dar. Slotta zitiert hierzu Arthur<br />

Raistrick: »Industriearchäologie muß <strong>den</strong> arbeiten<strong>den</strong> Menschen erfassen, mit seinen Werkzeugen,<br />

Konstruktionen, Gebäu<strong>den</strong> und Rohstoffen, mit <strong>den</strong>en er arbeitet, und mit seiner unmittelbaren Umwelt,<br />

in welcher seine Arbeit ausgeführt wird.«<br />

Erweiterter Kulturbegriff / Neue Erfassungsmetho<strong>den</strong><br />

Die längst überfälligen gesellschaftlichen Umwälzungen in Folge der 68er-Bewegung führten auch zur<br />

Etablierung eines erweiterten Kulturbegriffes, der die Geschichte von ›Ottonormalverbraucher‹ inklusive<br />

der dinglichen Zeitzeugnisse seines soziokulturellen Umfel<strong>des</strong> als erhaltungswürdiges Kulturgut einstufte.<br />

Das Sammlungsprofil mancher Museen wurde entsprechend erweitert, zahlreiche neue Museen<br />

der Technik und Arbeit sowie Freilichtmuseen wur<strong>den</strong> eigens gegründet. Von <strong>den</strong> Sozialwissenschaften<br />

übernommene Befragungsmetho<strong>den</strong> inklusive der dazugehörigen Protokollierung etablierten sich<br />

schnell zur Ernst zu nehmen<strong>den</strong> historischen Quellengattung, fassten zunehmend als erweiterte<br />

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