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Veränderte Musikwahrnehmung durch Tetra-Hydro-Cannabinol im ...

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Kapitel 3: Exper<strong>im</strong>entelle Untersuchungen mit Cannabis ...<br />

3.4.2.3.3 Zur Wahrnehmung prosodischer Sprachanteile<br />

Einige Überlegungen zu den Ergebnissen verbesserter Sprachwahrnehmung drängen<br />

sich auf und könnten Gegenstand weiterer Forschung sein: Die Slangsprache des<br />

Jazzers war, wie in Abschnitt 2.3.3 oben ausgeführt wurde, einerseits eine<br />

notwendige subkulturelle Kodifizierung, welche eine als abweichend definierte<br />

Handlung verdeckte, sie war aber auch eine Fachsprache von Musikern, welche die<br />

Verbindung von Musik und Ausdruck eines Lebensstiles - <strong>im</strong> Sinne der<br />

Ethnomethodologie - in indexikalischen Besonderheiten zum Ausdruck brachte.<br />

Wenn sich die Sprachwahrnehmung verbessert, läßt sich die prosodische Struktur<br />

von Wörtern und Wortfolgen in ihren musikalische Anteilen und Phrasierungen<br />

besser heraushören, somit die St<strong>im</strong>m- oder Sprachmelodie des Sprechers besser<br />

identifizieren und die Rhythmik eines gesprochenen Wortes und von Satzfolgen<br />

intensiver wahrnehmen. Wie Tart in seiner Untersuchung darstellte, verstanden die<br />

Hörer unter Cannabiseinfluß die Texte der Songs besser, d.h. die subjektiv<br />

verbesserte Hörgenauigkeit ermöglichte eine auditorische Fokussierung be<strong>im</strong><br />

Heraushören der Texte (Tart, 1971: 71). Rodin bemerkte bei seinen Befragungen<br />

von Versuchspersonen, daß die Prosodik ihrer Sprache eine Tendenz zu einem<br />

“sing-song type pattern” (Rodin, Domino & Porzak, 1970) bekam. Die<br />

Wahrnehmung des musikalischen Anteils der Sprache geht der individuellen<br />

Sprachentwicklung voraus, und bevor Worte gesprochen werden, entstehen<br />

Lautbildungen, welche aus bisher noch nicht geklärter Weise zu Wörtern führen<br />

(vgl. Aldridge, 1996). So kann diese Untersuchung von Fitzpatrick (Thaler) einen<br />

Hinweis auf die psycho-physiologischen Hintergründe dieser subkulturellen<br />

Kognitionsvorgänge liefern. Musiker hörten die musikalische Qualität der Sprache,<br />

wählten Begriffe mit adäquater prosodischer Struktur, welche der von ihnen<br />

gespielten Musik und ihren Ausdrucksparametern analog war, weil sie in best<strong>im</strong>mten<br />

Rauschphasen die Sprache anders oder eben besser hörten. Cannabis scheint nach<br />

Tarts Untersuchung zudem eine Sensibilität für das Spiel mit den Subtilitäten und<br />

Bedeutungsebenen von Begriffen zu eröffnen (Tart, 1971: 171). Auch in der<br />

Slangsprache wurde mit den Bedeutungsebenen der Begriffe gespielt (vgl. 2.3.3<br />

oben). Welche situativen Anteile zu den Begriffen der Slang-Sprache führten, wäre<br />

evtl. eine Aufgabe für weitere Forschungen.<br />

Die Ergebnisse von Fitzpatrick jedenfalls können m.E. gerade aufgrund der<br />

Beachtung von Set und Setting, der individuellen Dosierung und der <strong>im</strong> ersten<br />

Versuchs<strong>durch</strong>lauf ‚life‘ gesprochenen Worte als Referenz für weitere Forschungen<br />

zur verbesserten Sprachwahrnehmung dienen.<br />

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