04.09.2013 Aufrufe

Veränderte Musikwahrnehmung durch Tetra-Hydro-Cannabinol im ...

Veränderte Musikwahrnehmung durch Tetra-Hydro-Cannabinol im ...

Veränderte Musikwahrnehmung durch Tetra-Hydro-Cannabinol im ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

4 Zwischenbilanz<br />

Kapitel 4: Zwischenbilanz<br />

Im Kontext der Entwicklungen der Popkultur hatten Drogen mit euphorisierender,<br />

sedierender und psychedelischer Wirkung einen Einfluß auf den Lebensstil und auf<br />

die Art und Weise des künstlerischen Ausdrucks. Schon seit der Entwicklung des<br />

Jazz wird über Drogenkonsum, Kreativität und Musik nicht nur in der<br />

Öffentlichkeit kontrovers diskutiert (Aldrich, 1944; Barber-Kersovan, 1991;<br />

Krippner, 1985; Lyttle & Montagne, 1992; Melechi, 1997; Shapiro, 1988). Bei<br />

den psychedelischen Wirkungen von Cannabis sind Set und Setting, die Situation,<br />

die Person und ihre Erwartungen von Bedeutung. Cannabiskonsum war Teil<br />

subkultureller Handlungen und Einstellungen, welche eine eigene Sprache und<br />

Indexikalität entwickelten, welche verstanden und erlernt werden mußten. Auch die<br />

Wirkungen der Droge stellen sich erst nach einer Fokussierung der Wahrnehmung<br />

auf mögliche Effekte ein. Cannabis auf seinem emotional euphorisierenden<br />

Wirkplateau (“Hot”) verstärkte Selbstvertrauen und –einschätzung in die eigene<br />

Leistung (“Meisterst<strong>im</strong>mung”), cannabisinduzierte, mentale S<strong>im</strong>ulationen führen<br />

<strong>durch</strong> hippocampale Zensurschwächung zu einer placeboartigen Fokussierung und<br />

Intensivierung feldbezogener Wahrnehmungsinhalte, welche jedoch in ihren<br />

cannabisinduzierten, sensorischen Übersteigerungen von erfahrenen Konsumenten<br />

bei Bedarf relativiert werden können.<br />

Es wurden leichte Verbesserungen be<strong>im</strong> Seashore-Rhythm-Test nachgewiesen,<br />

welche hier als Hinweise auf eine veränderte Zeitwahrnehmung interpretiert<br />

wurden. Melges et al. erklärten die Auswirkung auf die Zeitwahrnehmung als eine<br />

reziproke Beziehung von subjektiv verlangsamter Zeit, i.S.e. Zeitdehnung und einer<br />

cannabisinduzierten Beschleunigung der ‚inneren‘ Uhr. Das veränderte<br />

Zeitempfinden ermöglicht temporär einen gesteigerten Einblick in den<br />

‚Zwischenraum der Töne‘.<br />

In audiologischen Tests veränderte Cannabis die auditorische (Intensitäts-) Metrik<br />

von Versuchspersonen und induzierte Frequenzpräferenzen zugunsten höherer<br />

Frequenzen. Da räumliche Beziehungen innerhalb der Musik <strong>durch</strong> die Formanten<br />

zugeordnet werden, lassen diese Ergebnisse den Schluß auf eine Veränderung der<br />

akustischen Wahrnehmung des musikalischen Zeitraumes zu. Die Skalierung<br />

metrischer Zusammenhänge und die Informationsauswahl geschehen aus einer<br />

veränderten Perspektive.<br />

118

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!