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Veränderte Musikwahrnehmung durch Tetra-Hydro-Cannabinol im ...

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Kapitel 9: Begleitende Untersuchung<br />

einem als verlangsamt wahrgenommenen Zeitverlauf (vgl. 3.2 oben ). Durch die<br />

cannabisinduzierten Veränderung des metrischen Bezugsrahmens wurden<br />

Lautstärkeintensitäten lauter eingeschätzt als erlernt (Globus & al, 1978). Die<br />

Amplitudenabschwächung frontaler δ- und θ-Frequenzen und die Zunahme<br />

parietaler α- und okzipitaler β2-Amplituden <strong>im</strong> Post-THC-Musik-EEG verweisen<br />

auf dieses umgekehrt proportionale Verhältnis, welches wir schon aus den<br />

Beobachtungen zur cannabisinduziert veränderten Zeitwahrnehmung und aus<br />

Untersuchungen zur veränderten auditorischen Metrik kennen Hier findet sich ein<br />

Pedant dieser Perspektivveränderung der Wahrnehmung, welche damit einen<br />

temporär gesteigerten Einblick in den Zwischenraum der Töne ermöglicht.<br />

9.3.2.7.2 Aufmerksamkeit und parietale α-Veränderungen<br />

Musik scheint leichter verarbeitet zu werden. Davon ausgehend, daß angestiegene α-<br />

Amplituden sich invers zur mentalen Beanspruchung verhalten, eine größere<br />

mentale Anstrengung demnach schwache α-Amplituden generiert (Jausovec, 1997a;<br />

Jausovec, 1997b; Jausovec, 1998), scheint der Anstieg der links-parietalen α-<br />

Amplituden auf eine Erleichterung der Musikverarbeitung hinzudeuten. Dieser<br />

Umstand könnte einer <strong>durch</strong> Cannabis angeregten euphorischen St<strong>im</strong>mung<br />

entsprechen, in welcher ‚die Dinge einfacher erscheinen‘ und die Person ‚High‘ ist.<br />

Die Verstärkung parietaler α-Aktivität und die Desynchronisierung parietalokzipitaler<br />

Frequenzaktivität, bei leicht veränderter β2-Amplitudenaktivität,<br />

könnten ein elektrophysiologisches Korrelat der neurophysiologischen<br />

Bedingungen für die von Curry beschriebene Hyperfokussierung der Wahrnehmung<br />

auf den akustischen Klangraum repräsentieren. Nach Kolb und Wishaw ist die<br />

Parietalregion hinter der Körperfühlsphäre (Brodmann Areale 1,2,3) für die<br />

Kontrolle des „mentalen Raumes“ zuständig. Die Parietalregion integriert die<br />

räumlichen Eigenschaften von Reizen, verarbeitet und selektiert visuo-motorische<br />

Informationen des Bewegungsraumes, lenkt und koordiniert visuell-räumliche,<br />

wahrscheinlich auch auditorisch-räumliche Aufmerksamkeitsvorgänge (Kolb &<br />

Whishaw, 1996: 225ff). Diese Sichtweise der Funktionalität des Parietallappens und<br />

die hier beobachtete Verstärkung des parietalen α-Fokus, würden für die von Curry<br />

postulierte Hyperfokussierung der Aufmerksamkeit auf den akustischen Raum<br />

(Curry, 1968) und für eine cannabisinduzierte Veränderung der <strong>Musikwahrnehmung</strong><br />

sprechen. Wenn, wie Altenmüller ausführte (Altenmüller & Beisteiner, 1996), der<br />

parietale Cortex eine Steuerung der Aufmerksamkeit und sensorischer Integration<br />

vermittelt, läßt sich eine Verbindung der Wirkungen zu den Veränderungen der<br />

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