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Veränderte Musikwahrnehmung durch Tetra-Hydro-Cannabinol im ...

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Kapitel 2: Sozialpharmakologische Perspektiven von Cannabis und Musik ...<br />

Ähnlich beschreibt der Klarinettenspieler und Saxophonspieler Mezz Mezzrow in<br />

seiner 1946 erschienen Autobiographie ”Really the Blues” seine ersten<br />

Cannabiserfahrungen. Auch er hatte nach dem Konsum von Marihuana das Gefühl,<br />

daß er in einer nahezu schlafwandlerischen Sicherheit die richtigen Noten träfe und<br />

ein verfeinertes Gefühl für den Rhythmus entwickeln würde:<br />

”Nachdem ich das Kraut auf hatte, ging ich wieder zur Band<br />

zurück. Alles kam mir normal vor, und ich begann wie üblich zu<br />

spielen. Ein Stäbchen ließ ich bei den anderen rumgehen, und wir<br />

fingen einen neuen Set an.<br />

Das erste, was ich merkte, war, daß ich mein Saxophon so hörte,<br />

als ob es in meinem Kopf wäre, aber von der Band hinter mir hörte<br />

ich kaum was, obwohl ich wußte, daß sie da war. Die anderen<br />

Instrumente klangen, als wären sie weit weg; ich hatte ein Gefühl,<br />

wie wenn man sich die Ohren mit Watte zustopft und dann laut<br />

spricht. Dann spürte ich, daß das Blättchen viel stärker vibrierte als<br />

sonst, und mein Schädel brummte wie ein Lautsprecher. Ich fand,<br />

daß meine Glissandi viel besser kamen und daß meine Passagen<br />

den richtigen Ausdruck hatten. Ich kam einfach groß raus. Die<br />

Töne perlten aus meinem Instrument, als wären sie schon<br />

vorfabriziert, eingefettet und in den Becher gestopft, so daß ich<br />

nichts weiter tun brauchte, als ein bißchen blasen und sie<br />

loszuschicken, einer nach dem anderen, nie falsch, nie aus dem<br />

Takt, und das alles ohne die geringste Anstrengung. Die Phrasen<br />

schienen vielmehr Kontinuität zu haben und ich hielt mich genau<br />

an mein Thema, ohne nur ein bisschen davon abzuweichen. Ich<br />

spürte, daß ich noch jahrelang so weiter spielen könnte, ohne daß<br />

mir die Ideen und die Energien ausgehen würden. Es gab<br />

überhaupt keine Schwierigkeiten; alles war in perfekter Ordnung<br />

und mit einem Mal gab es keine häßliche Note und keinen<br />

Mißklang mehr auf der ganzen Welt, die mich hätten stören<br />

können. Ich fühlte mich sehr glücklich und selbstsicher.”(Mezzrow,<br />

1946a: 72). (Übersetzungen aus Behr 1982, 196ff;)<br />

Shapiro streitet ab, das Mezzrow hier wirklich seine erste Erfahrung mit Marihuana<br />

und Musik beschreibt. Er sieht es eher als eine literarische Zusammenfassung seiner<br />

gesammelten Erfahrungen, als Prosa auf die Wirkungen (Shapiro, 1988: 38). Doch<br />

von Musikern finden sich leider wenige nachlesbare Schilderungen, welche sich<br />

explizit auf die Auswirkungen von Marihuana auf Musiker und das Produzieren von<br />

Musik beziehen.<br />

“Mit dem Pot ist das komisch – wenn du es zum erstenmal rauchst,<br />

n<strong>im</strong>mst du alle Dinge auf eine neue, wunderbar mild st<strong>im</strong>mende<br />

und gemächliche Art wahr. Die Welt steht ganz plötzlich ohne ihre<br />

schmutzigen, grauen Gewänder da und wird zu einem einzigen<br />

großen Bauch voller Gelächter, das sich in gleißenden und<br />

sprühenden Farben wälzt, die dich umhauen wie eine Hitzewelle”<br />

(ebd. 73)<br />

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