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Veränderte Musikwahrnehmung durch Tetra-Hydro-Cannabinol im ...

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Kapitel 2: Sozialpharmakologische Perspektiven von Cannabis und Musik ...<br />

”Theolonius Monk, Louis Armstrong, Le Brown, Count Basie,<br />

J<strong>im</strong>my Dorsey, Duke Ellington, Dizzy Gillespie, Lionel Hampton,<br />

Andre Kostelanetz, Cab Calloway, das NBC Orchester, die Milton<br />

Berle Show, die Coca-Cola-Sendung, die Jackie Gleason Show und<br />

die Kate-Smith-Sendung” (Herer, 1993: 150).<br />

Hinzuzufügen zu dieser Liste wären noch Gene Krupa, Art Pepper, Miles Davis, Ray<br />

Charles, Billie Holliday (vgl. Barber-Kersovan, 1991).<br />

Der Plan, namhafte Jazzmusiker des Drogenkonsums zu überführen und alle in einer<br />

Nacht zu verhaften, wurde jedoch von der Regierung gestoppt, da nach dem<br />

Kriegseintritt der USA 1941 gerade die amerikanischen Soldaten an der Swing- und<br />

Jazzmusik ihre helle Freude zeigten (Behr, 1982: 205).<br />

2.3.2 Die Konstruktion einer gesellschaftspolitischen Projektionsfläche<br />

Wie kam es dazu, ein solches ”Musiker-Pogrom” (Shapiro, 1988: 61) anzustiften?<br />

Wie kann es angehen, daß die nahezu wichtigste musikalische Innovation und der<br />

Beitrag Amerikas zur Kulturgeschichte dieses Jahrhunderts, nämlich der Jazz, Ziel<br />

einer solch vehementen Attacke werden konnten?<br />

Diese komplexe Frage zu beantworten, ist nicht vorrangiges Ziel dieser Arbeit, doch<br />

sollen hier kurz einige Erklärungsansätze vorgestellt werden:<br />

Der Soziologe Howard S. Becker beschreibt die Kr<strong>im</strong>inalisierung von Marihuana in<br />

den USA als ein Produkt “moralischen Unternehmertums”, welches auf ein<br />

unerlaubtes, illegales Vergnügen zielt, das von den offiziellen Regeln abweicht, aber<br />

letztlich als ein ‚Verbrechen ohne Opfer‘ begangen wird. Menschen, die eine<br />

Initiative ergreifen, um das Verhalten best<strong>im</strong>mter sozialer Gruppierungen zu<br />

diskreditieren, nennt er ‚soziale Unternehmer‘ (Becker, 1973: vgl. 121-48).<br />

Jack Herer beschreibt die Geschichte des Hanfverbotes als eine Geschichte einer<br />

industriepolitischen Verschwörung (Herer, 1993). Ziel dieser Verschwörung war<br />

seiner Ansicht nach, den Hanf als Produktionsfaktor zu verdrängen. Als Mittel zum<br />

Zweck diente die politische Instrumentalisierung der seinerzeit (und <strong>im</strong>mer noch)<br />

gegenwärtigen rassistischen Vorurteile gegenüber dem Lebensstil von Menschen<br />

anderer Hautfarbe. Herer beschreibt ausführlich die merkantilen Produkte, welche<br />

aus Hanf herstellbar sind: Papier, Seile, Zellstoffe, Textilien, formbare, der<br />

Konsistenz von Hartplastik vergleichbare Materialien (Henry Ford stellte 1941 das<br />

erste aus Hanfkunststoff gefertigte und mit Hanfdiesel betriebene Auto vor), etc.<br />

Interessenvertreter aus der Holz-, Kunststoff- und Pharmaindustrie, der<br />

Printmedienbranche und insbesondere von der Industrie gestützte Vertreter des<br />

Regierungsapparates hätten eine Negativ-Image-Kampagne gestartet, um den<br />

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