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Veränderte Musikwahrnehmung durch Tetra-Hydro-Cannabinol im ...

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Kapitel 2: Sozialpharmakologische Perspektiven von Cannabis und Musik ...<br />

schnell nachwachsenden und vielseitig verwendbaren Rohstoff und Konkurrenten<br />

Hanf zugunsten ihrer neuen Produkte vom Markt zu drängen.<br />

Die Entstehungsgeschichte des Jazz wird dem Mississipi-Delta und New Orleans<br />

zugeschrieben (Behrendt, 1974). Den Ausführungen Herers folgend (Herer, 1993:<br />

146ff), war - bezogen auf die USA - das Cannabisrauchen Ende letzten Jahrhunderts<br />

und Anfang diesen Jahrhunderts, hauptsächlich in gesellschaftlich<br />

unterprivilegierten Gruppen Usus, also bei den ”Niggern, Mexikanern und<br />

Unterhaltungskünstlern” (Anslinger 1937 bei einer Anhörung vor dem Kongreß; in<br />

Herer, 1993: 150/ 411ff), welche ihr Domizil zumeist in den ärmeren Vierteln der<br />

Städte hatten. Bis zur Weltwirtschaftskrise gab es eine große Nachfrage nach<br />

billigen und rechtlosen Arbeitskräften. Nachdem es nach der Weltwirtschaftskrise<br />

1929 kaum mehr bezahlte Arbeit gab, wurden insbesondere die mexikanischen<br />

Immigranten zu Konkurrenten und sollten nach Mexiko zurückgedrängt werden.<br />

Ein effektives Mittel dieser Negativ-Image Kampagne war, einen bekannten Begriff<br />

<strong>durch</strong> einen unbekannten, scheinbar kulturfremden Begriff zu ersetzen. Das<br />

spanische Wort für Cannabis oder Hanf ist ‚Cánamo‘, doch der Zeitungsverleger<br />

Hearst, Begründer des amerikanischen ‚Yellow Press‘-Journalismus, führte das<br />

mexikanische Slangwort ”Marijuana” in die englische Sprache ein. Nach<br />

Besch<strong>im</strong>pfungen über die ‚Marihuana rauchende Armee von Pancho Villa‘ – welche<br />

<strong>im</strong> spanisch-amerkanischen Krieg von 1898 ca. 2000 Hektar Forstland aus Hearsts<br />

Besitz beschlagnahmte – folgten zwischen 1916 und 1937 reißerische Berichte über<br />

Autounfälle und Morde nach Marihuanakonsum, oder Schlagzeilen,<br />

”in denen Schwarze und Mexikaner als wahnsinnige Bestien<br />

dargestellt wurden, die unter dem Einfluß von Marihuana ihre<br />

gegen die Weißen gerichtete ‚satanische Voodoomusik” (Jazz)<br />

spielten und für den überwiegend weißen Leserkreis dieser Blätter<br />

<strong>durch</strong> ihre Respektlosigkeit und ‚Brutalität‘ bedrohlich seien”<br />

(Herer, 1993: 62/3).<br />

Marihuana stand hier als ein Symbol für die gefürchteten gesellschaftlichen<br />

Gruppen, die es <strong>durch</strong> gezielte Propaganda zu diskreditieren galt (Musto, 1997).<br />

Diese nahezu orwelleske ‚Neusprech‘-Regelung führte u.a. dazu, daß der<br />

amerikanische Ärtzteverband (AMA) erst ”zwei Tage” vor Beginn der öffentlichen<br />

Anhörungen und dem Inkrafttreten der Marihuanasteuergesetze von 1937<br />

feststellte, daß es sich bei Marihuana um das schon länger bekannte Medikament<br />

Cannabis handelte und dieses damit verboten würde. Sie hätten nicht früher reagiert,<br />

weil ”es in der Presse zwanzig Jahre lang als das ”tödliche Kraut aus Mexiko”<br />

verschrien worden sei” (Herer, 1993: 64) Auch nachdem der Rechtsanwalt des<br />

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