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Veränderte Musikwahrnehmung durch Tetra-Hydro-Cannabinol im ...

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Kapitel 2: Sozialpharmakologische Perspektiven von Cannabis und Musik ...<br />

So entstand in den Medien eine Projektionsfläche, in welcher der<br />

Drogenkonsument zur Projektionsfigur politischer Agitation wurde (Schmidbauer &<br />

vom Scheidt, 1998). In jüngster Zeit ereignet sich ähnliches Medienspektakel mit<br />

Crack (Hartman & Golub, 1999).<br />

Die Medienhetze gegen Jazzmusiker und Drogenkonsum führte so weit, daß die von<br />

dem Psychiater Winick und seinem Team, erfolgreichen Jazzmusikern wie Dizzy<br />

Gillespie, Tony Scott, Bill Taylor und anderen Branchenvertretern gegründete<br />

”Musicians‘ Clinic” <strong>im</strong> New York der 50er Jahre keine Publicity wollte. Hier wurde<br />

zumeist heroinabhängigen Musikern psychiatrische und psychotherapeutische<br />

Hilfestellung gegeben (Winick & Nyswander, 1961: 624).<br />

Der Autor des viel beachteten Buches “The American Disease – A History of<br />

Narcotics Control” David F. Musto sieht hingegen in der Stigmatisierung von<br />

Marihuana und Jazzmusikern nur den ‚verzweifelten‘ Versuch eines mittellosen<br />

Beamten, der vom Kongreß den administrativen Auftrag bekam, Marihuana<br />

auszurotten. Nur <strong>durch</strong> gezielte Beeinflussung der Medien hätte er zu einem Verbot<br />

kommen können. Dies hätte damals zwar funktioniert, und Marihuana wurde<br />

schließlich 1937 <strong>durch</strong> einen Steuertrick aus dem Handel gezogen, hätte aber<br />

langfristig die Drogenpolitik der USA unglaubwürdig und zudem die Hippies der 60er<br />

auf verbotene Substanzen neugierig gemacht (vgl. 2.2.2 oben). Einen<br />

verschwörerischen Hintergrund - wie ihn Herer vertritt - lehnt er nach seinen<br />

Studien ab, bestätigt aber die rassistischen Tendenzen der Kampagne gegen<br />

Marihuana, insbesondere gegen die mexikanischen Immigranten. Der Kongreß hätte<br />

auf der Suche nach einem Mittel, Marihuana zu verbieten, das Modell des <strong>im</strong><br />

Frühjahr 1937 verabschiedeten Waffengesetzes angewandt. Nach diesem Gesetz<br />

konnte nur der Waffen kaufen, der einen Stempel von staatlicher Stelle hatte.<br />

Bescheinigungen mit Stempel wurden jedoch nicht ausgegeben, und somit war der<br />

Besitz von Waffen verboten (Musto, 1997). Doch <strong>durch</strong> das Gewohnheitsrecht wird<br />

den Amerikanern seit ca. 200 Jahren Waffenbesitz zugestandenen. Vor dem<br />

Hintergrund der Opfer <strong>durch</strong> Schußwaffen und <strong>durch</strong> die lockere Handhabung des<br />

Gesetzes erscheint dieses Waffengesetz wie eine Farce.<br />

Wie auch <strong>im</strong>mer - das Cannabisverbot ist verantwortlich dafür, daß seit 1937 ca. 12<br />

Millionen Jahre Gefängnis für Cannabiskonsum verhängt wurden für Menschen,<br />

deren Leben danach best<strong>im</strong>mt nicht einfacher war oder gar ruiniert wurde... (Herer,<br />

1993). Hier stellt sich die Frage nach der Verhältnismäßigkeit der Mittel.<br />

Hochgerechnet geht derzeit alle 45 Sekunden ein überführter Cannabiskonsument<br />

ins Gefängnis (NORML, 1999). In den USA hat sich eine para-staatlich<br />

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