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Veränderte Musikwahrnehmung durch Tetra-Hydro-Cannabinol im ...

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Kapitel 2: Sozialpharmakologische Perspektiven von Cannabis und Musik ...<br />

Marihuana auf die <strong>Musikwahrnehmung</strong> und die musikalische Produktion in diesem<br />

Jahrhundert entbrannt, und so möchte ich mich damit eingehender beschäftigen.<br />

Die musikalischen Entwicklungen der 60er Jahre und die Verwendung von<br />

Marihuana werden wir vorerst nur streifen können. Einen musikwissenschaftlichen<br />

Einblick in die Wirkungen von Psychedelika auf den kompositorischen Prozeß am<br />

Beispiel der Beatles- Schallplatte “Sgt. Peppers Lonly Hearts Club Band” liefert<br />

Böhm (Böhm, 1997; Böhm, 1999). (Baumeister, 1984) reflektiert den Acid-Rock<br />

der 60er und 70er Jahre. Die Reggae-Musik und Kultur der Rastafaris in Jamaika<br />

(vgl. hierzu Blätter, 1990; Rubin & Comitas, 1975; Shapiro, 1988: 199ff), oder die<br />

<strong>durch</strong> Cannabis inspirierte Rembetiko-Musik <strong>im</strong> Griechenland der 30er Jahre (Behr,<br />

1982: 208) und die aktuellen Entwicklungen in der Punk-, Grunge-, Hip-Hop-,<br />

Techno-, Goa-Musik etc. (vgl. hierzu Lyttle & Montagne, 1992; Rätsch, 1995d;<br />

Rätsch, 1995e) können nicht so vertieft werden, wie es vielleicht angemessen wäre.<br />

Eine umfassende Darstellung über die verschiedensten Stile und Epochen, auch der<br />

Zeugnisse von Literaten (z. B. von Gottfried Benn, Ernst Jünger) und ihrem<br />

cannabisinduzierten Musikempfinden würde diese Arbeit sprengen. Dies wäre<br />

wiederum ein eigenes Forschungsthema. Einen kompakten Überblick über den<br />

Gebrauch von verschiedenen Drogen in der Musikszene des 19. und 20.<br />

Jahrhunderts bringt Shapiro (Shapiro, 1988; Shapiro, 1998) und auch Kupfer<br />

integrierte dies auszugsweise in seine Arbeiten (Kupfer, 1996a; Kupfer, 1996b).<br />

Leider finden sich nur wenige Musiker, welche nach dem Harrison Narcotic Act von<br />

1915 und den Marihuana-Steuergesetzen des Jahres 1937 in der Öffentlichkeit die<br />

Wirkungen der Drogen beschrieben und detailliert über die Wirkungen sprachen. Bei<br />

der Gesetzeslage nur zu verständlich, denn welcher der Künstler - unabhängig von<br />

seiner öffentlichen Anerkennung und Musikgattung - könnte, ohne soziale<br />

Benachteiligungen fürchten zu müssen, ehrlich in der Öffentlichkeit über Fragen der<br />

Inspiration, oder vielleicht gar über bessere Musikproduktion reden? Die ‚Slang-<br />

Sprache‘ bot da einen gewissen Schutz. Welcher z.B. der Jazzmusiker würde seine<br />

Kreativität auf Cannabis reduzieren lassen, auch wenn sehr viele der erfolgreichen<br />

und einflußreichen Jazzmusiker die Wirkungen schätz(t)en? Die Gefahr, deshalb ins<br />

Gefängnis zu gehen, war und ist <strong>im</strong>mer noch existent (vgl. die Aussage von Louis<br />

Armstrong in Kapitel 2.3.3.2 unten).<br />

2.3.1 Tanzlokale, Reefer Madness und Star Busting<br />

Erfahrungen und Berichte von Cannabis rauchenden Musikern wurden erst um die<br />

Jahrhundertwende bekannt (Shapiro, 1988). Jedoch waren die Jazzer und ihre<br />

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