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Veränderte Musikwahrnehmung durch Tetra-Hydro-Cannabinol im ...

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Kapitel 2: Sozialpharmakologische Perspektiven von Cannabis und Musik ...<br />

”Dieser Mann hat bestätigt, daß der Gebrauch von Marihuana<br />

unter Musikern, vor allem solchen, die bei sogenannten<br />

”Jazzbands” spielen, sehr verbreitet ist, weil sie unter dem Einfluß<br />

der Droge eine best<strong>im</strong>mte Gabe zu erlangen scheinen, die sie sonst<br />

nicht besitzen. Mit den Worten des erwähnten Individuums: Sie<br />

werden heiß”(in Shapiro, 1988: 63)<br />

Der Begriff ‚Hot‘ steht hier für eine Einstellung und musikalische St<strong>im</strong>mung,<br />

welche eine euphorische emotionale Qualität hat und ”eine aufs äußerste<br />

gesteigerte Hitze des Ausdrucks” (Behrendt, 1974: 20) kennzeichnet. Hot zu sein<br />

bedeutete dabei, gut zu sein, ausdrucksvoll und wendig <strong>im</strong> Spiel zu werden und<br />

insgesamt eine progressive Haltung und Einstellung zu verkörpern. Mit den Worten<br />

Behrendts: ”Man ‚spielt‘ sein Instrument weniger, als daß man auf ihm<br />

‚spricht‘...” (Behrendt, 1974: 20). Wurde also die emotionale Qualität des<br />

individuellen musikalischen Ausdrucks <strong>durch</strong> Marihuana verstärkt?<br />

Analog zu dem weiter oben aufgeführten Zitat, welches negativ konnotierte, daß die<br />

Musiker sich <strong>durch</strong> Marihuana wachhielten, findet sich hier <strong>im</strong>plizit ein Hinweis auf<br />

die <strong>durch</strong> Euphorie und Gelächter gekennzeichnete erste Rauschphase von<br />

Marihuana, wie sie schon Baudelaire beschrieben hatte (Baudelaire, 1988).<br />

Chemisch synthetisiertes Marihuana, welches von Adams, einem Mitarbeiter in<br />

Anslingers Laboratorien, entwickelt worden war, hatte als ein<br />

st<strong>im</strong>mungsaufhellendes, euphorisierendes Medikament mit dem Namen<br />

”Pyrahexyl” Einführung in die Depressionsbehandlung gefunden (vgl. Behr, 1982:<br />

204; Stockings, 1966). Dieser euphorisierende, antreibende Anteil der<br />

Marihuanawirkungen schien in der damaligen Zeit eine favorisierte Wirkung zu<br />

sein, welche von den Musikern bei der tendenziell eher schnell gespielten Musik<br />

geschätzt wurde. Interessanterweise leitet sich der Begriff ‚Jazz‘ - nach Behrendt -<br />

von dem Dialekt- und Jargon-Ausdruck ‚jass‘, ‚jasm‘, ‚gism‘ für ‚Geschwindigkeit‘<br />

und ‚Energie‘ in Sport und Spiel ab und wurde gelegentlich auch für sexuelle<br />

Vorgänge verwendet (Behrendt, 1974: 21), steht also als eine Beschreibung für das<br />

Erleben von Zeitvorgängen und Intensität.<br />

Als 1937 das Marihuana-Steuergesetz verabschiedet wurden, produzierten viele der<br />

bekannten Jazzmusiker Songs über Marihuana, welche als Hits von den<br />

Radiostationen des Landes gespielt wurden (Behr, 1982: 202; Shapiro, 1988: 45ff).<br />

Jedoch wurden viele Begriffe der Slangsprache genutzt, um sich einerseits vor der<br />

Justiz zu schützen, aber auch, um sich somit als Teil der Subkultur des ‚fahrenden<br />

Volkes‘ zu identifizieren und in ihrer Sprache zu sprechen (vgl. Becker, 1973;<br />

Shapiro, 1988: 39ff). Auf einem Albumcover der ”13 th Floor Elevators”, einer<br />

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