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Veränderte Musikwahrnehmung durch Tetra-Hydro-Cannabinol im ...

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Kapitel 2: Sozialpharmakologische Perspektiven von Cannabis und Musik ...<br />

nachgewiesenen Wirkungen auf die Zeitwahrnehmung werden wir später nochmals<br />

zurückkommen (Kap. 3.2 unten)<br />

Behrendt definiert den Jazz als eine<br />

”... in den USA aus der Begegnung des Schwarzen mit der<br />

europäischen Musik entstandene künstlerische Musizierweise. Das<br />

Instrumentarium, die Melodik und die Harmonik des Jazz<br />

entstammen zum größten Teil der abendländischen Musiktradition.<br />

Rhythmik, Phrasierungsweise und Tonbildung sowie Elemente der<br />

Blues-Harmonik entstammen der afrikanischen Musik und dem<br />

Musikgefühl des amerikanischen Negers” (Behrendt, 1974: 170).<br />

Diese Ausführungen zeigen den Jazzmusiker als Menschen in sozialen<br />

Zusammenhängen, unter Bedingungen, mit welchen er sich arrangieren mußte.<br />

Benzon schreibt:<br />

“Classic music is the expression of a fully formed culture. Jazz,<br />

however, is the creation of people under constant pressure to<br />

conform to conditions <strong>im</strong>posed on them” (Benzon, 1993)<br />

Wenn wir die sozial-pharmakologisch, subkulturelle D<strong>im</strong>ension des ‚recreational<br />

use‘ von Marihuana zu der Entstehungsgeschichte des Jazz hinzu addieren, und ihren<br />

Einfluß <strong>im</strong> Rahmen dieser Arbeit pointiert betrachten wollen, wird deutlich, wie<br />

unterschiedlich die Lebensstile waren, die dort in Form einer musikalischen<br />

Evolution aufeinandertrafen (Benzon, 1993).<br />

Auf der einen Seite findet sich der Kreis um Anslinger, der nicht akzeptieren wollte,<br />

daß sich die Dinge weiterentwickeln und daß Musik nicht nur als Notation und dem<br />

Werk getreue Wiedergabe eines klassischen Musikstückes stattfindet (vgl. Behrendt,<br />

1974: 123ff) und zu verstehen sei. Und daß gute Musik nicht nur dann gute Musik<br />

ist, wenn die Noten so gespielt werden, wie sie vom Komponisten vorgeschrieben<br />

werden. Eine Analogie zum Wertesystem der Prohibitionisten drängt sich hier<br />

geradezu auf, welches eine Orientierung an der Macht des Staates, Ordnung und<br />

Gesetz vorzuschreiben und befolgt zu sehen <strong>im</strong>pliziert.<br />

Auf der anderen Seite steht der Jazzer, welcher mit den Mitteln der Improvisation<br />

auf seinem Instrument ‚spricht‘ und aus dem Augenblick heraus vorgegebene<br />

Strukturen in der Improvisation ‚ausjazzt‘, ausweitet und sich so scheinbar allen<br />

Reglements entziehen will – und dabei noch behauptet, dies <strong>durch</strong> eine verbotenene<br />

Substanz besser tun zu können.<br />

Natürlich weiß der mit der klassischen Musik vertraute Musikwissenschaftler, daß<br />

die Improvisation, das freie Phantasieren auf dem Instrument oft der fertigen<br />

Komposition und Notation vorausging (vgl. Behrendt, 1974: 123ff). Es gab <strong>im</strong> 18.<br />

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