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Veränderte Musikwahrnehmung durch Tetra-Hydro-Cannabinol im ...

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Kapitel 2: Sozialpharmakologische Perspektiven von Cannabis und Musik ...<br />

2.1.1.1 Drogenmißbrauch<br />

Der Begriff des Drogenmißbrauchs kann <strong>im</strong> Verhältnis zu einem Drogenkonsum<br />

gesehen werden, der zu Abhängigkeit und somatischen und psychischen Schäden”<br />

(Blätter, 1990: 17) führt. Abgesehen davon, daß bei einem einzelnen Individuum<br />

unter Leidensdruck <strong>durch</strong> eine medizinisch-psychologische Untersuchung (MPU)<br />

das Ausmaß von somatischen oder psychischen Schädigungen <strong>im</strong> pathologischen<br />

Sinne definiert werden kann, ist jedoch <strong>im</strong> kulturellen Sinne nicht klar abzugrenzen,<br />

wo und wie eine Schädigung einsetzt. Die Definition der Schädigungen ist letztlich<br />

von kulturspezifischen Werten abhängig und protegiert - wie wir aus den<br />

Erkenntnissen der Sozialwissenschaften zu abweichendem Verhalten wissen - die<br />

ethischen und moralischen Prinzipien der Definitionsmacht (Becker, 1973;<br />

Lamnek, 1979). Diese Wertungen und Prinzipien sind interkulturell divergent und<br />

lassen eine einheitliche Wertung nicht zu. Dies gilt auch für die Beurteilung der<br />

Funktionalitätsaspekte in der medizinisch-psychiatrischen Nomenklatur, welche<br />

gerade <strong>im</strong> Bereich der MPU in der gegenwärtigen Verfolgung von Cannabisdelikten<br />

<strong>im</strong> Straßenverkehr eher als Machtinstrument denn als Diagnostik wirkt<br />

(Grotenhermen & Huppertz, 1997).<br />

Ebensowenig ist es möglich, allein über die Tatsache, daß eine Droge illegal ist, eine<br />

Definition des Mißbrauches zu erwarten. Im lebensweltlichen Kontext der<br />

Industrienationen wird der Drogenkonsum vielfach mit Lasterhaftigkeit, Sucht,<br />

fahrlässiger Gesundheitsschädigung und Kr<strong>im</strong>inalität assoziiert (Blätter, 1995: 279)<br />

und verweist i.d.R. auf einen Verwendungszusammenhang mit illegalen Substanzen,<br />

wobei die Verbindung zum Mißbrauch <strong>durch</strong> die Gesetzeslage vordefiniert ist.<br />

In der öffentlichen Diskussion wird dementsprechend zumeist von<br />

Drogenmißbrauch gesprochen. So ist - wie Blätter in ihrem Buch ”Kulturelle<br />

Ausprägungen und die Funktion des Drogengebrauchs” weiter ausführt - die<br />

Diskussion um Drogen deshalb auch eher auf Präventions- und<br />

Repressionsmaßnahmen konzentriert. Viele englischsprachige Fachjournale von<br />

”Addiction” bis zum ”Journal of Psychoactive Drugs” publizieren dementsprechend<br />

auch hauptsächlich Artikel, in denen Präventionsstrategien, oder Konsumarten und<br />

demographische Daten des Drogengebrauchs diskutiert werden, anstatt der Frage<br />

nachzugehen, warum Menschen Drogen nehmen. Diesen Umstand beschreibt der<br />

Lyriker und Arzt Gottfried Benn folgendermaßen:<br />

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