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Veränderte Musikwahrnehmung durch Tetra-Hydro-Cannabinol im ...

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Kapitel 2: Sozialpharmakologische Perspektiven von Cannabis und Musik ...<br />

2.3.3.1 Das Erkennen der Marihuanawirkungen als ein Lernprozeß innerhalb<br />

einer Subkultur<br />

“Die Subkulturforschung geht von der Prämisse aus, daß jede<br />

Subkultur aus einer Anzahl von Elementen konstruiert wird, die als<br />

Gesamtergebnis den ‚Stil‘ ausmachen. Dazu gehören äußere<br />

Elemente des Erscheinungsbildes, die geistige Haltung einer<br />

spezifischen Gruppe, ihre Vorlieben und Abneigungen, die<br />

<strong>durch</strong>geführten Verhaltensrituale, das Sprachvokabular etc.”<br />

(Barber-Kersovan, 1991: 89).<br />

Der Soziologe und Musiker Howard S. Becker befragte in qualitativen Interviews 50<br />

Personen über ihre Motivation, Marihuana zu nehmen. Etwa die Hälfte der<br />

Personen waren Musiker, die er teilweise noch aus seiner eigenen Zeit als<br />

professioneller Musiker kannte oder die von diesen vermittelt wurden. Bekannt<br />

wurde Becker <strong>durch</strong> sein 1963 erschienenes Buch ”Außenseiter: zur Soziologie<br />

abweichenden Verhaltens” (auf Deutsch 1973) und seine darin beschriebene<br />

Position des ‚Labeling Approach‘. Dieser Ansatz beschreibt abweichendes<br />

Verhalten als einen von divergierenden Interessensgruppen geprägten Prozess von<br />

Definitionen, Zuschreibungen und Konstruktionen der Verhaltensmerkmale seitens<br />

der Definitionsmächte. Entscheidend ist für Becker, daß abweichendes Verhalten<br />

keine Qualität ist, “die <strong>im</strong> Verhalten selbst liegt, sondern in der Interaktion<br />

zwischen einem Menschen, der eine Handlung begeht, und Menschen, die darauf<br />

reagieren” (Becker, 1973: 13)<br />

” ... marihuana use... illustrates the way deviant motives actually<br />

develop in the course of experience with the deviant activity ... ,<br />

instead of the deviant motives leading to deviant behavior, it is the<br />

other way round; the deviant behavior in t<strong>im</strong>e produces the deviant<br />

motivation” (Becker, 1966: 65/66)<br />

In dem Buchkapitel ”Becoming a Marihuana User” zeigte er, daß<br />

Marihuanaeffekte gelernt werden, und daß entgegen damaligen psychologischen<br />

Erklärungsansätzen die Motivation des Marihuanagebrauchs nicht von einer<br />

persönlichkeitsinhärenten Prädisposition genährt würde oder gar eine<br />

Persönlichkeitsstörung wäre, welche <strong>im</strong> Marihuanakonsum Fluchttendenzen vor der<br />

Wirklichkeit oder eigenen psychologischen Problemen auslebt. Solche<br />

individuumszentrierten Ansätze übersähen das Gruppenspezifische der<br />

Verhaltensweisen und könnten die Veränderungen in den Einstellungen zu den<br />

Marihuanawirkungen nicht genügend klären. Seiner Erkenntnis nach führt eine<br />

Veränderung der Einstellung, der Konzepte über und der eigenen Erfahrungen mit<br />

Marihuana zu einem Gebrauch von Marihuana, und dieser würde aus Gründen des<br />

Genusses vollzogen. Becker prägte damit den Begriff des ”recreational use” und<br />

konstatierte, daß der Gebrauch von Marihuana ein Lernprozeß ist, welcher<br />

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