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Veränderte Musikwahrnehmung durch Tetra-Hydro-Cannabinol im ...

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Kapitel 1: Einleitung und Überblick<br />

Das Wissen über die cannabisinduzierte <strong>Musikwahrnehmung</strong> schafft einen<br />

Verständnishorizont für popularmusikwissenschaftliche Fragestellungen. Dabei soll<br />

der Sammelbegriff ‚Popularmusik‘ hier all jene Musik integrieren, welche eine<br />

Breitenwirkung erzielt, also sowohl bekannt als auch finanziell erfolgreich ist. Es<br />

scheint Musik zu geben, welche umgangssprachlich als “typische Kiffermusik”<br />

klassifiziert wird. So warb 1997 die Plattenfirma der Band Tribe after Tribe in einer<br />

Anzeige der Zeitschrift ‚Musikwoche‘ mit dem Begriff “Kiffermusik” (Tribe,<br />

1997). Ob dies ein werbewirksames Etikett für die Hörerschaft ist oder zu einem<br />

Stigma für die Musiker wird, muß offen bleiben, wie schon die Situation in der USamerikanischen<br />

Jazzszene der 40er Jahre gezeigt hat (vgl. 2.3 unten). Inspiration<br />

und Performance von bekannten Musikern fand und findet u.a. auch unter<br />

Cannabiseinfluß statt (Shapiro, 1998; Winick, 1959). Musikströmungen, welche<br />

mit Drogen assoziiert werden, stehen <strong>im</strong> Verdacht, zum Drogenkonsum zu<br />

an<strong>im</strong>ieren (INCB, 1998) (vgl. 2.2 unten). Die vorliegende Untersuchung kann<br />

helfen, ein differenzierteres Verständnis der cannabisinduzierten<br />

<strong>Musikwahrnehmung</strong> zu erlangen und zu erklären, was diese Wahrnehmungsweise für<br />

Musiker und Hörer interessant macht.<br />

Die Thematik der <strong>durch</strong> Drogen veränderten <strong>Musikwahrnehmung</strong> wurde Anfang der<br />

70er Jahre in der Musiktherapieforschung aufgegriffen, dabei wurden aber zumeist<br />

Untersuchungen mit stärkeren Psychedelika wie LSD oder Psylocybin <strong>durch</strong>geführt<br />

(Bonny & Pahnke, 1972; Eagle, 1972; Hess, 1992; Weber, 1974). Auf die<br />

Hintergründe zu Forschungen mit Psychedelika soll <strong>im</strong> zweiten Kapitel näher<br />

eingegangen werden. Mit Cannabis beschäftigte sich in diesem Umfeld nur die<br />

Arbeit von Hess (Hess, 1973) (vgl. 6.2.4 unten). Musik wie auch Cannabis<br />

beeinflussen die St<strong>im</strong>mung und verschaffen einen zustandsspezifischen Abruf von<br />

Erinnerungen und Lernvorgängen (Globus & al, 1978; Thaut & de l'Etoile, 1993).<br />

Für Musiktherapeuten, welche mit Drogenerfahrenen oder Drogenabhängigen<br />

arbeiten, entsteht die Frage, inwiefern das Erleben von Musik <strong>durch</strong> vorherigen<br />

Cannabiskonsum verändert ist. Diese Arbeit kann zur Klärung solcher Fragen<br />

beitragen.<br />

Da es bisher kaum Untersuchungen gibt, welche eine cannabisinduzierte<br />

<strong>Musikwahrnehmung</strong> mit einer physiologischen Untersuchungsmethodik koppeln,<br />

bieten sich hiermit Möglichkeiten, Daten zu generieren und Tendenzen<br />

aufzuweisen. Für die neurophysiologische Untersuchung kognitiver<br />

Gehirnfunktionen ist die <strong>Musikwahrnehmung</strong> eine komplexe und noch nicht<br />

genügend erforschte Aufgabe (Petsche, 1994; Sergant, 1996). Musik aktiviert eine<br />

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