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Veränderte Musikwahrnehmung durch Tetra-Hydro-Cannabinol im ...

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Kapitel 2: Sozialpharmakologische Perspektiven von Cannabis und Musik ...<br />

AMA, Woodward, bei den Verhandlungen darauf hinwies, daß es ”keine<br />

kompetenten Beweise aus erster Hand” (in Grinspoon & Bakalar, 1994: 11) gäbe,<br />

daß Verbrechen, Autounfälle und Verwahrlosung der Jugend nach Genuß von<br />

Marihuana folgten, sondern nur Zeitungsberichte als Beweismittel vorlägen, gab es<br />

kein Einlenken seitens der Cannabisprohibitionisten; <strong>im</strong> Gegenteil, Woodwards<br />

Kooperationsbereitschaft wurde in Frage gestellt und seine Einwände als persönliche<br />

Vorbehalte abgetan. Eine Abschrift dieser Kongreßanhörung zum ‚Marihuana Tax<br />

Act‘ findet sich bei Herer (Herer, 1993: 411ff).<br />

Ähnliche Hetzkampagnen der Printmedien galten zur Jahrhundertwende den<br />

Chinesen und ihren ‚Opiumhöhlen‘. Wie die Mexikaner und Schwarzen waren die<br />

Chinesen nur als billige Arbeitskräfte und Menschen zweiter Ordnung angesehen.<br />

Ihre kulturellen Traditionen sollten sie jedoch zu Hause lassen oder dahin zurück<br />

gehen, wo sie hergekommen waren... Shapiro verdeutlicht, wie dieser Teil<br />

chinesischer Lebensart – Opium in einem Setting von bequemen Liegen,<br />

gedämpftem Licht und leiser Musik zu genießen – zu einer weiteren<br />

Ausgrenzungsschablone seitens der Cannabisprohibitionisten wurde.<br />

”Die bessere Gesellschaft hielt sich natürlich von den Chinesen<br />

fern, aber die weiße Unter- und die künstlerische Halbwelt hatten<br />

keine Skrupel, Beziehungen zu dieser Gesellschaftsschicht zu<br />

pflegen. Im Gegensatz zur einsamen Beschäftigung, die das<br />

Morphiumspritzen darstellte, handelte es sich be<strong>im</strong> Opiumrauchen<br />

um eine sehr soziale Angewohnheit, und die Attraktion der leicht<br />

zugänglichen Opiumhöhle waren für Chinesen und Weiße gleich<br />

faszinierend. Zubehör und Ritual des Opiumrauchens, das<br />

Bewußtsein, dazuzugehören und Teil einer exklusiven Schicht zu<br />

sein, das die Raucher hatten, die Verwendung eines geradezu<br />

esoterischen Jargons – ”hop Joint” (Drogenlokal). ”long draw”<br />

(ein tiefer Zug an der Pfeife), ”yen” (Gier, Abhängigkeit) usw. -,<br />

das alles sollte zu einem Muster werden, dem auch die<br />

Drogensubkulturen des darauffolgenden Jahrhunderts folgen<br />

würden. Dieselbe Faszination, die Leute dazu brachte,<br />

Patentmedizinen mit einer ‚orientalischen‘ Geschichte zu kaufen,<br />

brachte sie dazu, Hearsts Zeitung zu erstehen, und in ihr Artikel<br />

über die ”Zehn Sklaven des Mohnblütenzaubers”, ”Sonntägliches<br />

Laster in Chinatown” und ”Verbrannter Leichnam eines<br />

Opiumsüchtigen aufgefunden” zu finden (Shapiro, 1988: 26).<br />

Eine solche medienpolitische Perspektive des ”War on Drugs”, - oft genug genährt<br />

<strong>durch</strong> ökonomische Interessen (vgl. Behr, 1985; Herer, 1993) - fand unter den<br />

<strong>durch</strong> tendenziöse Berichterstattung gelenkten Bürgern ihre moralisch entrüsteten<br />

Rezipienten, welche eine Verwahrlosung der Jugend und den Untergang von<br />

Amerika heraufziehen sahen.<br />

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