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Veränderte Musikwahrnehmung durch Tetra-Hydro-Cannabinol im ...

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Kapitel 2: Sozialpharmakologische Perspektiven von Cannabis und Musik ...<br />

Mittel des Bewußtseinsdesigns eingesetzt wird, eben ”wegen seiner Wirkungen auf<br />

Psyche und Bewußtsein” (Giger, 1995: 327ff). Die dabei am häufigsten genannte<br />

Selbstbeobachtung war: ”Ich habe mich selbst besser kennengelernt”, Cannabis<br />

intensivierte demnach den Vorgang der Introspektion. Als Hauptmotive hierbei<br />

identifizierte Giger den HEKI-Coktail:<br />

“Hedonismus, Erotik, Kreativität, und Intensität. Hedonismus heißt<br />

Entspannen und Genießen, Erotik liebe- und lustvolles<br />

Zusammensein mit jemand anderem, Kreativität umfaßt<br />

schöpferisches Denken wie Handeln, und Intensität bedeutet<br />

Erlebnisverstärkung bei verschiedenen Gelegenheiten” (Giger,<br />

1995:328).<br />

2.1.1.3 Genuß, Ekstase und Rauschmittel<br />

Nach Ansicht des Orientalisten, Märchenforschers und Religionswissenschaftlers<br />

Gelbke steht der Rausch <strong>im</strong> westlichen Verständnis in Verbindung zu einer<br />

mystischen Erfahrungsform, der Ekstase. Gelbke beschreibt die Probleme, welche<br />

die westliche Zivilisation <strong>im</strong> Umgang mit der Ekstase hat, als die Crux der<br />

Rauschthematik. Ekstase steht den westlichen Kontrollparadigmen und dem Ethos<br />

des menschlichen Verhaltens <strong>im</strong> Sinne von ”Zucht, Verzicht, Redlichkeit,<br />

Unerbittlichkeit und ungebändigtem Leistungswillen” als wesensfremd gegenüber und<br />

wird zudem noch ‘künstlich’ erzeugt <strong>durch</strong> die ‘Krücke’ der Rauschgifte (Gelpke,<br />

1982).<br />

Der Genußmittelaspekt von Cannabis ist nach Gelpke <strong>im</strong> Okzident zumeist unter<br />

dem Vorwurf eines Rauschgiftes diskutiert worden; ein Begriff, welcher schon <strong>durch</strong><br />

die Konnotation des Wortes ”Gift” eine negative Wertung nahelegt. Der Begriff<br />

Gift bewirkt negative Assoziationen von ‘Vergiftungen’, welche jedoch auf eine<br />

system<strong>im</strong>manente, kulturelle Paradoxie der technologischen, funktionalistischen<br />

Zivilisation des Okzident treffen, da diese hoch toxische Gifte als Abfallprodukte<br />

oder Waffen hervorgebracht hat. Ähnlich verhält es sich mit dem Begriff ”Rausch”,<br />

”Denn - und dies scheint mir von entscheidender Bedeutung zu<br />

sein: Der Rausch besitzt <strong>im</strong> funktionalistischen Getriebe der<br />

modernen, westlichen Gesellschaft keinerlei Eigenwert; weder wird<br />

er in einem geistigen Sinne bejaht und gedeutet, noch hat man<br />

‘offiziell’ Verwendung für jene Lebenswerte, mit denen der Rausch<br />

(genau wie übrigens auch die Erotik) in unmittelbarer Beziehung<br />

steht, nämlich: Schöpferische Phantasie, Muße, Meditation,<br />

Inspiration, Innenschau, Sensibilität, magische und mystische<br />

Fähigkeiten, Einsichten und Eingebungen künstlerischer,<br />

philosophischer und religiöser Art.” (Gelpke, 1982: 140).<br />

Im Okzident wird der Rauschbegriff <strong>im</strong> Zusammenhang mit einer Fluchtmetapher<br />

konnotiert, nach der das ‘Berauscht-Sein’ mit der Flucht vor der Wirklichkeit<br />

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