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Veränderte Musikwahrnehmung durch Tetra-Hydro-Cannabinol im ...

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Kapitel 3: Exper<strong>im</strong>entelle Untersuchungen mit Cannabis ...<br />

Synästhesieerlebnisse ausgelöst werden, wie Tart feststellen konnte: “Sounds seem<br />

to have visual <strong>im</strong>ages or colors associated with them, synchronized with them”<br />

(Tart, 1971: 75ff) (vgl. Abbildung 8). Die Beschreibung von synästhetischen<br />

Erfahrungen unter Cannabiseinfluß findet sich schon bei Baudelaire in seinen<br />

‚künstlichen Paradiesen‘:<br />

”Das Ohr n<strong>im</strong>mt mitten <strong>im</strong> vielseitigsten Getümmel, beinahe<br />

unhörbare Töne wahr. Hier beginnen die Halluzinationen. Die<br />

äußeren Gegenstände nehmen nach und nach ein eigentümliches<br />

Aussehen an. Dann folgen die Zweideutigkeiten, die<br />

Mißverständnisse und die Umstellung der Ideen. Die Tönen<br />

bekleiden sich mit Farben und die Farben enthalten Musik. Man<br />

wird mir entgegnen, das sei etwas ganz natürliches und jedes<br />

poetische Gehirn ersinne auch <strong>im</strong> gesunden und normalen Zustand<br />

solche Übereinst<strong>im</strong>mungen leicht. Aber ich habe den Leser schon<br />

darauf aufmerksam gemacht, daß <strong>im</strong> Haschischrausch nichts<br />

tatsächlich Übernatürliches vorkommt. Allein - die<br />

Übereinst<strong>im</strong>mungen sind ungewöhnlich lebhaft” (Baudelaire,<br />

1988: 43)<br />

Diese Lebhaftigkeit des Vorstellungsvermögens bestätigte auch Tart in seiner<br />

Befragung. Die Aussage ”If I try to have an auditory <strong>im</strong>age, hear something in my<br />

mind, remember a sound, it is more vivid than when straight”(Tart, 1971: 74)<br />

wurde von den 151 befragten Personen als eine gewöhnliche Erfahrung gewertet,<br />

und daß sich die visuelle Imagination intensiviert, ja daß sich Mustererkennung aus<br />

mehrdeutigem, visuellen Material erhöhte, gehörte zu den charakteristischen<br />

Erfahrungen des Stoned-Seins. (Tart, 1971: 64ff). Solche Wahrnehmungsvorgänge<br />

scheinen <strong>durch</strong> Cannabis intensiver und lebhafter zu werden.<br />

3.5.3 Der artifizielle Klangraum – Cannabis als psychoakustischer<br />

‚Enhancer‘ <strong>im</strong> Aufnahmestudio?<br />

„It [pot] breaks down preconceptions you have about something: it allows you to<br />

hear it fresh. If you’ve been working on something for a few hours and you smoke<br />

a joint, it’s like hearing it again for the first t<strong>im</strong>e“ (Lindsay Buckingham in Boyd,<br />

1992: 201)<br />

Ob sich die <strong>durch</strong> Cannabis veränderte <strong>Musikwahrnehmung</strong> auch in veränderten<br />

Klangideen äußerte, wie Paul McCartney andeutete, als er 1997 bekannt gab, daß die<br />

Beatles während der Aufnahmen zu Sgt. Pepper viel Marihuana geraucht hätten?<br />

(McCartney, 1998) Nach Böhm sind Sound, Improvisation und Ekstase stilbildende<br />

Elemente des Psychedelic Rock (Böhm, 1999). In Verbindung zu den oben<br />

herausgearbeiteten Wirkungen auf die Zeitwahrnehmung, Intensitätsmetrik und<br />

Zensurschwächung in der Informationsauswahl kann die von de Souza beschriebene<br />

Bevorzugung höherer Frequenzen einen Verständnisrahmen für die verstärkte,<br />

funktionale Nutzung von Klangmodulatoren, Hall- und Echoeffekten <strong>im</strong><br />

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