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Veränderte Musikwahrnehmung durch Tetra-Hydro-Cannabinol im ...

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Kapitel 2: Sozialpharmakologische Perspektiven von Cannabis und Musik ...<br />

Trotzdem - und ich muß es nochmals unterstreichen (vgl. 1.4 oben) - konnte der<br />

Musiker nur das spielen, was <strong>durch</strong> sein ‚per sonare‘, <strong>durch</strong> seine Persönlichkeit<br />

zum Ausdruck gebracht wurde. Cannabis hat hier m.E. nur eine Verstärkerfunktion.<br />

2.3.3.3.2 “Making it” - Intensität und Hyperfokussierung der<br />

Wahrnehmung<br />

Im folgenden werden wir anhand einer teilnehmenden Beobachtung des<br />

Anthropologen Curry, welcher 1968 seine Beobachtungen und Gespräche mit Jazzund<br />

Rockmusikern auf und hinter der Bühne zusammengefasst hat (Curry, 1968),<br />

einen Blick in den Alltag solcher ‚drogeninspirierten‘ Musiker tun und uns<br />

insbesondere mit den Wirkungen auf den Improvisationsprozeß befassen. Die<br />

Beobachtungen von Curry sind für unsere Fragestellung von <strong>im</strong>menser Bedeutung<br />

und sollen deshalb hier in größerem Umfang zur Darstellung kommen.<br />

”None of the musicians with whom I have talked over the past<br />

seven years conceives of taking drugs as an end in itself. Drugs are<br />

thought to be a means, a ‚helper‘, into what the musician’s<br />

pr<strong>im</strong>ary concern seems to be: music, the composing, arranging,<br />

performing and experiencing the music” (Curry, 1968: 236).<br />

Currys Interesse gilt weniger dem ‚Warum?‘, sondern dem ‚Wie?‘ eines Prozesses,<br />

in welchem <strong>durch</strong> die St<strong>im</strong>ulanz ”the mind has been to some degree ‚distorted‘ ”<br />

(ebd.) Ideen generiert und in Kunstformen externalisiert werden. Dies geschieht mit<br />

Intention und Absicht an einem ausgewählten Ort, und ist sowohl in der Identität<br />

der Person als Musiker und Künstler begründet als auch <strong>im</strong> Prozeß der Musik. Dies<br />

geschieht aufgrund 1.) der komplexen fließenden Rhythmik, 2.) der <strong>im</strong>provisierten,<br />

‚frei assoziativen‘ Variationen über ein gegebenes Thema und 3.) der Notwendigkeit<br />

einer ästhetischen, emotionalen Ausdrucksweise., welche 4.) die Interaktion<br />

zwischen dem Publikum und den Akteuren <strong>durch</strong> gemeinsamen Rapport oder<br />

”s<strong>im</strong>patico” wechselseitig beeinflußt (vgl. ebd. 237).<br />

”Jazz and rock musicians are judged by both their peers and their<br />

audience for their ability to produce sustained, not too obviously or<br />

derived or contrived, <strong>im</strong>provisations, as well as for the ability to<br />

play the music as intensively – almost ‚violently‘ – as possible”<br />

(ebd.)<br />

Jazzmusiker wünschten sich ein hohes Intensitätslevel und überraschende<br />

Improvisationen und sähen es als das höchste Ziel in einer zeitlich sequentiellen<br />

Verdichtung von ”inventiveness, technical competence, and to lose h<strong>im</strong>self in the<br />

playing”, ”pure”, ”highly distilled”, originelle Musik zu kreieren und einen nahezu<br />

mystischen Zustand eines ”groovin‘ ”, eines ”breaking through” und ”making it” zu<br />

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